16.05.08

Die M.V. Liemba liegt defekt im Hafen von Kigoma


Liemba

M.V. Liemba

Bereits seit mehreren Wochen liegt die M.V. Liemba mit defekten Motoren im Hafen von Kigoma fest. Die Besatzung wartet nach Presseberichten auf die Lieferung neuer Motoren, die aus Dänemark eingeflogen und anschließend von Mwanza per LKW an den Tanganjika-See transportiert werden sollen.

Vor allem für die am Südufer des Tanganjikasees lebende tansanische Bevölkerung ist ein wochenlanger Ausfall des Schiffes kaum zu verkraften. Denn über die angeblich "älteste noch in Betrieb gefindliche Fähre der Welt" vollzieht sich die gesamte Versorgung und der Handel der am See liegenden Dorfbewohner. Ohne die Liemba ist auch für mehrere tausend Menschen der Weg zur Eisenbahn in Kigoma und damit zur Bahnfahrt in die Hauptstadt Dodoma oder nach Dar es Salaam abgeschnitten.

Denn auch das mögliche Ersatzschiff, die MV Mwongozo, ist derzeit offensichtlich nur bedingt einsatzbereit. Das im Normalfall zwischen Kigoma und dem Kongo verkehrende Schiff ist nach mehreren Überfällen und einer Entführung im Jahre 2002 vor wenigen Wochen im April 2008 erneut unter Beschuss geraten, nachdem auf ihm Flüchtlinge aus Kigoma abtransportiert worden waren.

Die M.V. Liemba ist eine deutsch-afrikanische Legende: Gebaut als "Graf Götzen" auf der Meyerwerft in Papenburg und auf abenteuerlichen Wegen an den Tanganjikasee gebracht, sollte sie in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika gegen die anrückenden Belgier und Engländer eingesetzt werden. Nach zweimaliger Versenkung wurde sie jedesmal wieder aus dem See gehoben und als Fähre im später unabhängigen Tansania eingesetzt. Für den Filmklassiker "African Queen" mit Humphrey Bogart und Katherine Hepburn diente sie als Vorlage und Bestsellerautor Alex Capus hat ihr mit seinem Roman "Eine Frage der Zeit" (2007) ein literarisches Denkmal gesetzt.

Lesungen mit Alex Capus im Juni 2008