Bagamoyo Hospital: Renovierung des OP-Trakts und Schulungen für Frühgeborenenstation

In der letzten Februarwoche 2023 starteten die ersten Arbeiten zur Renovierung des OP-Trakts im Bagamoyo District Hospital. Nach der letzten Regenzeit hatte sich der Zustand der beiden OP-Räume drastisch verschlechtert: Schimmel an der Decke, abplatzender Putz und eklatante Hygienemängel bei den Sanitäranlagen machten ein schnelles Handeln erforderlich.  

Björn Wanzek aus Bielefeld, Architekt und Vorstandsmitglied des Freundeskreises Bagamoyo e.V., hatte sich die Situation vor einigen Wochen persönlich angesehen und dabei auch noch festgestellt, dass das alte Flachdach Wasser durchlässt. "Das Flachdach wird jetzt mit einem Satteldach überbaut, so dass kein Wasser mehr eindringen kann", so Wanzek. Auch die Elektrik werde erneuert, das feucht-heiße Klima und die Nähe zum Meer fordere Tribut.
 

Ein eingespieltes deutsch-tansanisches Bauteam führt die Maßnahme noch bis Ende März durch: Neben Bauleiter Björn Wanzek ist vor Ort die Architektin Anita Kurasa aus Daressalam im Einsatz, assistiert durch Jumanne Mwegeo aus Bagamoyo. Sie leiten die Handwerker an, die ausschließlich aus dem Ort kommen.

Die Aufträge werden auf Empfehlung des Bauteams vom Bagamoyo District Council vergeben, die Bezahlung der Handwerker erfolgt aus Bielefeld über den inzwischen in ganz Afrika üblichen Mobile Money-Transfer, der innerhalb weniger Sekunden und mit nur geringen Gebühren eine Geldüberweisung per Handy ermöglicht.

"Dadurch können dann auch jederzeit passgenau die Materialeinkäufe bezahlt und Abschlagszahlungen geleistet werden", beschreibt der Bauleiter das neue Zahlungssystem, das in Ostafrika erfunden wurde. Denn in Vorleistung zu gehen, das sei den örtlichen Handwerkern persönlich völlig unmöglich. "Und wir bezahlen gut und pünktlich", so Björn Wanzek, "dadurch kommen die Arbeiten zügig voran."
 

Neuausstattung der Frühgeborenenstation und Schulung des Krankenhaus-Personals

Seit vielen Jahren betreut der Freundeskreis Bagamoyo e.V. auch die Frühgeborenenstation im Bagamoyo District Hospital. Mit den beiden Kinderärzten Dr. Carsten Krüger (Ahlen) und Dr. Hans-Peter Franken (Oelde) sowie mit Dr. Raimund Balmes (Ahlen), Stellvertretender Vorsitzender des Vereins, waren bereits drei Ärzte aus dem Kreis Warendorf in Bagamoyo im Einsatz, außerdem die Ahlener Hebamme Kati Köppe.

Laut Carsten Krüger, Leiter der Klinik für Kinder und Jugendliche des St. Franziskus Hospitals in Ahlen, überlebten früher in Tansania 80 Prozent der Frühchen nicht. Dank der 'Känguruhmethode', bei der die Babys nahezu rund um die Uhr auf dem Körper der Mutter gewärmt und dann auch direkt gestillt werden könnten, so der Kinderarzt, könne sich die Überlebensquote von 20 auf 50 Prozent erhöhen.

Der mütterliche Körper sei besser als jeder Inkubator geeignet, die Kinder zu schützen, der Herzschlag und der Geruch der Mutter vermittelten Geborgenheit. "Solche Erfolge stehen und fallen aber mit der intensiven Ausbildung von Pflegern und Ärztinnen", auch daran werde intensiv gearbeitet.
 

Alle zwei Jahre, berichtete Vereinsvorsitzender Rudolf Blauth auf einer Pressekonferenz Ende Februar in Ahlen, solle es nun in Zusammenarbeit mit der Hospitalleitung Fortbildungen geben, denn das Personal wechsele dort wegen permanenter Versetzungen durch die Behörden ständig und bedürfe daher regelmäßiger Schulungen.

"In Tansania werden jährlich zwei Millionen Kinder geboren, entsprechend viele Frühchen gibt es", verdeutlichte Dr. Krüger der anwesenden Presse die Dringlichkeit der geplanten Maßnahmen.

Die deutsche Ärztin Dr. Antke Züchner und Caroline Shedafa von der Evangelischen Kirchengemeinde in der nur 90 Kilometer entfernten Großstadt Daressalam unterstützen die für Ärzte, Pflegende und Hebammen geplanten Schulungen zur Känguru-Methode, die von der tansanischen Kinderärztin Dr. Haika Mariki und der erfahrenen Hebamme Schwester Cleopatra Mtwei Ende März durchgeführt werden.
 

Vereinsvorstand ruft zu Spenden auf

Auf der Pressekonferenz riefen die anwesenden Vereinsmitglieder zu Spenden auf. Die Bauarbeiten im OP-Trakt inklusive Dachneubau, Vordach und Elektroarbeiten wurden von ihnen auf circa 20.000 EUR beziffert. Die einwöchigen Fortbildungsmaßnahmen (2 Gruppen a 15-20 Personen) sowie die kostenintensive Neuausstattung der Frühgeborenenstation und notwendige Ausbesserungsarbeiten wurden auf circa 15.000 EUR geschätzt.

Die Einweihung des renovierten OP-Trakts und die feierliche Übergabe der Fortbildungszertifikate soll dann Ende März in Anwesenheit des District Medical Officers, Dr. Kandi Lussingu, und des Vorstandsmitglieds Helga Rohden (Beckum) erfolgen. 

Nur ein kostenloses Krankenhaus für über 200.000 Menschen

"Der Distrikt Bagamoyo hat in etwa die Größe des Kreises Warendorf", so Rudolf Blauth, doch es gebe nur ein Krankenhaus für über 200.000 Menschen, das für alle Patienten kostenlos sei. Wer Geld habe, wähle von vornherein lieber den Weg in ein privates Krankenhaus in Daressalam. Doch die meisten Einwohner und Einwohnerinnen von Bagamoyo, viele von ihnen Fischerfamilien, könnten sich diese Kosten nicht leisten.

Im Gegenzug für die Hilfeleistung aus Deutschland hat sich die Krankenhausleitung vertraglich verpflichtet, die Frühgeborenenstation mindestens 10 Jahre lang als solche zu nutzen und das dafür erforderliche Personal einzusetzen und aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Auch die Innenausstattung der OP-Räume müsse aus Eigenmitteln des tansanischen Gesundheitsministeriums finanziert werden.

"Keine Hilfe ohne Eigenanteil", bekräftigte Helga Rohden das Motto der Vereins, der seine Mitglieder und Tansania-Freunde zu Spenden für die beiden Maßnahmen aufruft.

(Text nach einem Artikel von Lisa Voß-Loermann in den Westfälischen Nachrichten)
 

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