Neuerscheinung Abdulrazak Gurnah: Das verlorene Paradies

Der Penguin Random House Verlag hatte noch rechtzeitig vor Weihnachten 2021 den frühen Roman 'Das verlorene Paradies' des Literatur-Nobelpreisträgers von 2021, Abdulrazak Gurnah, neu aufgelegt. Das 1994 erstmals publizierte Buch hatte für den Autor den internationalen Durchbruch bedeutet.

Gurnah war fast 20 Jahre nach seiner Auswanderung nach London erstmals wieder nach Sansibar zurückgekehrt. Seine Eindrücke schilderte er in 'Das verlorene Paradies', das es bis auf die Shortlist der renommierten Booker Prize schaffte.

„Ein historischer Roman“

In einem Gespräch mit dem TV-Sender ORF sagte der Professor für afrikanische Literatur und Gurnah-Experte Manfred Loimeier: „Er hat gewissermaßen mit dieser Reise sein Land wieder neu kennengelernt, und wenig überraschend ist stilistisch, sprachlich und genremäßig ein historischer Roman daraus geworden.“

„Zwischen afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und indischen Geldverleihern“

„Ostafrika, Ende des 19. Jahrhunderts: Der zwölfjährige Yusuf führt mit seiner Familie ein einfaches Leben auf dem Land. Als der Vater sich mit seinem kleinen Hotel verschuldet, wird Yusuf in die Hände von Onkel Aziz gegeben und landet im lebhaften Treiben der Stadt, zwischen
afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und indischen Geldverleihern. Die Gemeinschaft dieser Menschen ist alles andere als selbstverständlich und von subtilen Hierarchien bestimmt. Yusuf hilft in Aziz‘ Laden und bei der Pflege seines paradiesisch anmutenden Gartens.

„Einfühlsam, lebendig und in leichtem, humorvollem Ton“

Doch als der Kaufmann ihn auf eine Karawanenreise ins Landesinnere mitnimmt, endet Yusufs Jugend abrupt. Die gefährliche Unternehmung bringt Krankheit und Tod und zeigt allen Teilnehmern schmerzhaft, dass die traditionelle Art des Handels keine Zukunft mehr hat. Was Yusuf erlebt, lässt ihn erwachsen werden. So verliebt sich der junge Mann nach seiner Heimkehr kopfüber, aber er und alle um ihn herum werden brutal mit der neuen Realität der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert.

Einfühlsam, lebendig und in leichtem, humorvollem Ton, erzählt Abdulrazak Gurnah in 'Das verlorene Paradies' vom Erwachsenwerden in Zeiten des kolonialen Umbruchs.“ (Aus der Verlagsankündigung)

Die Übersetzerin Inge Leipold (1946–2010) arbeitete nach einer Tätigkeit als Lektorin ab 1982 selbstständig als Übersetzerin. 1999 war sie Translator in Residence an der University of Wales in Swansea, 2005 Übersetzerin in Residence beim Europäischen Übersetzer-Kollegium
in Straelen. Zu den von ihr übertragenen Autorinnen und Autoren gehören Russell Banks, Claire Keegan, Gemma O'Connor und Abdulrazak Gurnah.

Abdulrazak Gurnah, Das verlorene Paradies
Aus dem Englischen von Inge Leipold
Penguin Verlag, München, Dezember 2021 (Neuauflage)
Hardcover mit Schutzumschlag, 336 Seiten, 25 EUR
 

Der höchstplatzierte Neueinsteiger in den aktuellen Belletristikcharts

Nach Angaben des Börsenblatts des deutschen Buchhandels war 'Das verlorene Paradies' in seiner Erscheinungswoche im Dezember 2021 der höchstplatzierte Neueinsteiger in den Belletristikcharts. Die Startauflage betrug laut Penguin Verlag 40.000 Exemplare, inzwischen wurden weitere Nachauflagen gedruckt.

Penguin/Random House (Bertelsmann) hat für die Neuerscheinung nicht nur die Rechte für die vorhandene Übersetzung erworben, sondern die Übersetzung auch vollständig durchgesehen und der Ausgabe ein Glossar eingefügt.

'Ferne Gestade' erscheint im März 2022

Auch andere Werke Gurnahs sollen im kommenden Jahr nach und nach bei Penguin erscheinen. "Die Entscheidung über Neuübersetzung oder Übernahme treffen wir individuell bei jedem einzelnen Titel", so Penguin.

Im März 2022 erscheint "Ferne Gestade", im Herbst 2022 kommt das aktuellste Buch "After-lives" heraus, und weitere werden folgen, kündigte der Verlag laut Börsenblatt an.

Übersicht des Freundeskreises Bagamoyo über die bisherigen Werke von Abdulrazak Gurnah
 

Abdulrazak Gurnah zu Gast auf der lit.COLOGNE

Am 16. März ist der Literaturnobelpreisträger zu Gast auf dem Internationalen Literaturfest lit.COLOGNE in Köln. Gurnah gibt einen Einblick in sein reiches und vielgestaltiges Schaffen und präsentiert seinen Roman 'Das verlorene Paradies', mit dem er 1994 den Durchbruch als Schriftsteller feierte.

„Gurnahs poetische Prosa ist rein und klar. Die Emotionen, die in all den leuchtenden Facetten dieses Buches aufscheinen, klingen lange nach und sind einfach wunderschön.“ (The Guardian)

Katja Riemann liest aus 'Das verlorene Paradies'

Katja Riemann ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen und seit 2000 UNICEF-Botschafterin. Für ihr menschenrechtliches Engagement wurde sie 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Band ausgezeichnet. Riemann wird auf der lit.COLOGNE aus den Texten von Abdulrazak Gurnah lesen.

Moderator der Veranstaltung ist Bernhard Robben. Zu den von ihm aus dem Englischen übersetzten Autoren zählen unter anderen Salman Rushdie, Ian McEwan, Patricia Highsmith, John Williams und Philip Roth. 2003 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Stiftung
Kunst und Kultur des Landes NRW ausgezeichnet, 2013 mit dem Ledig-Rowohlt-Preis für sein Lebenswerk geehrt.

Abdulrazak Gurnah zu Gast auf der lit.Cologne
Mit Katja Riemann / Moderator: Bernhard Robben
Köln, BALLONI Hallen, Ehrenfeldgürtel 88-94
Mittwoch, 16. März 2022, 18 Uhr
Zum Vorverkauf