13-köpfige Ahlener Delegation in Bagamoyo: Gäste aus Ujerumani fühlen sich wohl

Ein Bericht von Peter Harke in den Westfälischen Nachrichten vom 25.10.2019

Zum Bagamoyo-Wegweiser am „Platz der Städtefreundschaft“ vor der Friedrich-Ebert-Halle an der Dolberger Straße in Ahlen gibt es jetzt ein Gegenstück. Das Schild mit der Aufschrift „Ahlen 7115 km“ wurde am vergangenen Samstag auf dem Gelände der Kunsthochschule in Bagamoyo im Rahmen der Eröffnung des diesjährigen Internationalen Kulturfestivals enthüllt. Dabei zog Ahlens stellvertretende Bürgermeisterin Rita Pöppinghaus-Voss buchstäblich an einem Strang mit dem tansanischen Kulturminister Dr. Harrison Mwakyembe. Beide reichten sich mit den anderen Teilnehmern der kleinen Zeremonie zum Zeichen der Freundschaft die Hände und bekräftigten den Willen, die Beziehungen zwischen der Wersestadt und dem Küstenort am Indischen Ozean weiter zu vertiefen.

Kulturminister übersetzt Rede von Rita Pöppinghaus-Voss

Der Minister, der einige Jahre in Hamburg Jura studiert hat, bot sich anschließend spontan als „Simultandolmetscher“ an und übersetzte die Rede, die Rita Pöppinghaus-Voss vor mehr als 1500 überwiegend einheimischen Besuchern im großen Theater des Bagamoyo College of Arts hielt, vom Deutschen ins Kisuaheli. Mwakyembe zeigte sich ebenso verwundert wie erfreut, so viele Gäste aus Ujerumani (Deutschland) habe er nicht erwartet. Zu der 13-köpfigen Ahlener Delegation, die sich bereits seit einer Woche in Bagamoyo aufhielt, gehörten auch CDU-Ratsmitglied Martin Hegselmann, VHS-Leiterin Nadine Köttendorf und ihr Vorgänger Rudolf Blauth als Vorsitzender des Freundeskreises Bagamoyo.

Rita Pöppinghaus-Voss bedankte sich für die Einladung zur Eröffnung des Festivals, das in diesem Jahr vom 19. bis 26. Oktober zum 38. Mal stattfindet. Sie sei „sehr froh und dankbar, bei diesem großen Ereignis dabei sein zu dürfen“.
 

Dies sei ihr erster Besuch in Tansania, und sie sei „wirklich beeindruckt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der hier lebenden Menschen“, so die Vize-Bürgermeisterin. Auch die Kreativität und Qualität der ersten künstlerischen Beiträge, die sie im Laufe des Nachmittags bereits habe sehen können, hätten sie schlicht begeistert. Für die Stadt Ahlen sei es „eine große Ehre“, mit der Finanzierung einer Aufführung des neu formierten Trommelensembles aus Lehrern und Studenten der Kunsthochschule einen Beitrag zum Gelingen des Festivals leisten zu können. Den Zuschuss aus dem Programm „Engagement Global“ der Bundesregierung bereitzustellen, ermögliche die im Jahr 2013 vom Ahlener Rat einstimmig beschlossene Deklaration der Städtefreundschaft Ahlen-Bagamoyo.
 

Rita Pöppinghaus-Voss ließ nicht unerwähnt, dass der Freundeskreis Bagamoyo schon sehr viel länger, seit 27 Jahren, zahlreiche Einrichtungen und Projekte in Tansania unterstützt, darunter neben dem College of Arts auch das Bagamoyo District Hospital oder die Mwambao-Grundschule. Auch die Stadt Ahlen wolle ihr Engagement zur weiteren Entwicklung Bagamoyos gerne noch verstärken, erklärte die CDU-Politikerin. An die tansanischen Gastgeber gerichtet sagte sie: „Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge.“

Bagamoyo bedeutet "Leg nieder dein Herz"

Der Name Bagamoyo bedeute „Leg nieder dein Herz“, wusste Rita Pöppinghaus-Voss. Auch sie werde einen Teil ihres Herzens in Bagamoyo zurücklassen und „mit viel Wärme ins kalte Deutschland zurückkehren“, um Bürgermeister Dr. Alexander Berger, dem Stadtrat und den Bürgern von Ahlen über ihre Eindrücke und Erfahrungen zu berichten.

Spende für Brunnenbau

Den Worten konnten Rita Pöppinghaus-Voss und ihre Begleiter sogleich auch Taten folgen lassen. Sie beteiligten sich an einer Spendensammlung für den Bau eines neuen Brunnens in der Nachbarschaft der Kunsthochschule, wo nach für die Jahreszeit ungewöhnlich heftigen Regenfällen die Wasserversorgung zusammengebrochen war. „Rares für Bares“ hätte das Motto lauten können, denn nur, wer von den Ehrengästen coram publico auf der Bühne sein Portemonnaie zückte, erhielt eine der limitierten Tassen mit dem Logo des Festivals. Kulturminister Mwakjembe, der bei der Auktion die Regie übernahm und zu Hochform auflief, verschonte selbst die anwesenden Botschafter von Japan, Südkorea und Ghana nicht.
 

Im Laufe des ersten Festivalabends erlebten die Ahlener noch zahlreiche mitreißende Darbietungen, bevor sie dann in die „Travellers Lodge“ zurückkehrten, um ihre Koffer zu packen. In aller Frühe ging es für sie am nächsten Morgen weiter tief ins Landesinnere zum Mikumi-Nationalpark auf Safari.

Gespräch in der Deutschen Botschaft

Zurzeit erholt sich die Gruppe auf der Gewürzinsel Sansibar an einem traumhaften Strand von den Strapazen des dicht gedrängten Programms in Bagamoyo mit zahlreichen Besuchen und Begegnungen, unter anderem im Krankenhaus, an der katholischen Universität und bei der Distriktverwaltung, sowie einem ganztägigen Ausflug in die tansanische Metropole Daressalam, wo in der deutschen Botschaft ein ausführliches Gespräch mit dem amtierenden Geschäftsträger stattfand.