Ombeni Ngonyani, „Hörst du mich leise weinen?“

Ombeni Agatha Ngonyani, geboren am Fuß des Kilimandscharo, kam Ende 1984 nach Deutschland. Sie ist mittlerweile Mutter von sechs Kindern und lebt seit 2001 in Hannover.

Jetzt hat Ngonyani mit „Hörst du mich leise weinen? Auf der Suche nach meinem Glück in Deutschland“ einen in Teilen autobiografischen Roman vorgelegt, der auch eigene Verletzungen und Erfahrungen verarbeitet. Außerdem ist die Wahlhannoveranerin Kinder- und Jugendbuchautorin, leitet Kinder- und Jugend-Workshops und -Yogakurse, ist Musikerin und Producerin. Ihre Themen sind Nachhaltigkeit, Fairer Handel, Kinderarbeit, Integration und Lernen. Vor allem will sie eines: Aufmerksam machen und Mut machen.

Ein Buch über sexuelle und psychologische Traumatisierung, über Integration in Deutschland und die bleibende Sehnsucht nach Freiheit und Liebe“

Alisha Ngoni, Protagonistin von Ombeni Ngonyanis Roman, ist Teenager, als sie mit ihrem Baby ganz allein von Tansania nach Deutschland zu ihrem Mann fliegt, in den sie sich in ihrer Heimat verliebt hat. Endlich Liebe und Anerkennung erfahren, viele Kinder mit ihm großziehen – das ist ihr größter Wunsch. Denn hinter ihr liegt ein Leben, das geprägt ist von Missbrauch und der Gefühlskälte der eigenen Mutter. Doch der Neustart in einer fremden Kultur ist beschwerlich, das junge Mädchen droht daran zu zerbrechen – aber Stück für Stück erobert sie sich ihr Glück in der neuen Heimat. Ein Buch über sexuelle und psychologische Traumatisierung, über Integration in Deutschland und die bleibende Sehnsucht nach Freiheit und Liebe. Für das Cover hat die Autorin der Figur ihr Gesicht geliehen, und auch der Inhalt enthält – leider – sehr viel Wahres aus der Vergangenheit der heute so lebensfrohen Frau. Beide – Romanfigur und Autorin – haben eine krasse Wirklichkeit erlebt, wie sie viele Frauen auch heute noch erleben müssen. Im Roman geht es zum einen darum, wie man darunter leidet – zum anderen aber auch da-rum, wie man das Erlebte verarbeiten und hinter sich lassen kann.

Schon als Schulkind wollte Ombeni Ngonyani nur schreiben und sich für das Recht der Kinder in Tansania einsetzen. Dies führte zu Konflikten; sie lief aus mehreren Internaten davon, wurde als Minderjährige schwanger und flog endgültig aus dem Schulsystem. Vier Monate später reiste sie mit ihrem Kind nach Frankfurt zu ihrem zukünftigen Mann. Neben ihren erzieherischen Aufgaben arbeitete die hübsche Frau immer wieder in einer Arztpraxis und als Model. Sie schrieb Geschichten und Groß-Vorlesebücher, produzierte Hörbücher selbst und schrieb schließlich ihre Autobiografie.

Brückenbauerin zwischen Europa und Afrika“

In Ombenis Geburtsland in Ostafrika sagt man: „Wer Mama oder Papa geworden ist, trägt auch Verantwortung für das Wohlbefinden aller Kinder, die auf unserem Planeten leben“. Dieser Verantwortung kommt Ombeni Ngonyani, die sich als Brückenbauerin zwischen Europa und Afrika sieht, nach, indem sie Konzepte zur Integration und Sprachförderung entwickelt. Dabei liest sie u.a. ihre selbst geschriebenen Geschichten sowie traditionelle Erzählungen aus Afrika und bringt Kindern mit und ohne Migrationshintergrund die afrikanische Kultur, aber auch kindgerecht Themen wie Umweltbewusstsein und interkulturelle Gerechtigkeit näher.

Mit „Ombeni liest“ hat Ombeni Ngonyani ein Radioformat erschaffen, ist Lesebotschafterin für die „Stiftung Lesen“ und hat für diese Bücher verfasst, von denen sie einige jedes Jahr kostenlos zur Verfügung stellt. Hauptsächlich aber bietet sie in Schulen und Kitas Workshops und AGs zu den Themen Nachhaltigkeit, Fairer Handel und Kinderarbeit an sowie Yoga-Kurse für Kinder (mit und ohne ihre Eltern) von 4-14 Jahren.

Über alle ihre Projekte kann man sich auf www.agathangonyani.com und auf ihrem YouTube-Kanal Ombeni TiVi ein Bild machen.

Von Anke Wittkop in „Stadtkind – Hannovermagazin“

Ombeni Ngonyani, „Hörst du mich leise weinen?“
Books on demand, Norderstedt 2017
323 S., 7,99 EUR