Helmut Zell, „Rushwa“

Sorry, Helmut Zell! Ein Buch, das bei „books on demand“ veröffentlicht wurde, bleibt vor einer Buchbesprechung gerne schon einmal etwas länger im Regal liegen. Weil die Vermutung nahe liegt, dass das Buch nicht gut genug war, um in einem „richtigen“ Verlag veröffentlicht zu werden. Und weil es immer so viele neue Tansania-Bücher zu besprechen gilt.

Dabei ist das Buch „Rushwa“ (= „Korruption“) wirklich hervorragend! Endlich einmal ein Roman, der sich brandaktuell mit der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Situation in Tansania auseinandersetzt. Der viele brisanten Themen der politischen Debatte in Tansania anspricht: Konzepte zur Entwicklung der Infrastruktur (Eisenbahn- und/oder Straßenbau?), Korruption in Regierung und Parteiführung, die Rolle der Opposition und der Medien, die Entwicklungszusammenarbeit, die Rolle Chinas, Allowances (Sitzungsgelder etc., gegen die der Staatspräsident gerade eine Kampagne führt), deutsche Consultings in Tansania u.v.a.m.

Alles geschrieben von einem intimen Kenner des Landes und geschickt verflochten mit einer privaten Liebesgeschichte, die sich bei vielen Entwicklungshelfern so oder ganz ähnlich abgespielt haben mag. Ganz zu schweigen von der exakten Schilderung der Wohn- und Lebensbedingungen von Expats in Daressalam – bis hin zur Beschreibung von Hotels, Bars und Restaurants. Auch der Alkohol fehlt selbstverständlich nicht.

Rushwa heißt Korruption

Zur Handlung: Rushwa heißt Korruption. Aber das weiß der Eisenbahnexperte Paul Mansfeld noch nicht, als er von einer deutschen Consultingfirma einen lukrativen Auftrag in Tansania bekommt. Er soll ein Projekt leiten, das ein Konzept zur Rehabilitation der Bahnlinie zum Tanganjikasee erarbeitet. Nach Ankunft in Dar wird ihm bald klar, dass bei der Projektvergabe Bestechung im Spiel gewesen ist. Gleichzeitig erfährt er, dass gegen diese Firma die deutsche Staatsanwaltschaft wegen Korruption ermittelt. Seine Weigerung, bei der Bestechung mitzumachen, bringt Paul in immer größere Schwierigkeiten. Als er einen tansanischen Politiker kennen lernt, stellen sie gemeinsam Ermittlungen an. Dabei finden sie heraus, dass auch im Bau- und im Bergbausektor dubiose Geschäfte gemacht und über Konten in der Schweiz abgewickelt werden. In dieser Zeit begegnet ihm die Hotelmanagerin Vivien Chimagu, die ihn in dieser schwierigen Situation unterstützt. Spannend wie ein Thriller!

Der Autor ist Dipl.-Ingenieur und Volkswirt. Ende der 70er arbeitete er als Entwicklungshelfer in Tansania und lebte 1985 bis 1988 in Dar. Dort schrieb er eine Dissertation über die Industrialisierung des Landes. Ab 1994 arbeitete er zwei Jahre lang in Tansania für eine dänische Consultingfirma und war Senior Expert im von Weltbank und internationalen Donors finanzierten Projekt ‚Private Sector Participation‘ für das President’s Office, Public Service Management in Dar. 2012 kam er auf die Idee, ein Buch zu schreiben. Das Thema Korruption drängte sich nach eigenen Angaben auf, „weil sie in Afrika allgegenwärtig ist – im Kleinen unter Nachbarn wie im Großen“. 2015 flog Helmut Zell nach Tansania, um für seinen Roman zu recherchieren. Er lebt heute als freier Autor in Remagen.

Dieser Thriller dürfte Expat-Managern vertraut vorkommen. Paul Mansfeld wird für eine deutsche Beratungsfirma nach Tansania geschickt und gerät mitten in einen Korruptions-sumpf. Sein Versuch, sauber zu bleiben und die Sache aufzudecken, bringt Probleme. Für VW-Manager nicht unbedingt zum Abschalten geeignet.“ (Capital)

Die Homepage zum Buch

Helmut Zell, „Rushwa“
Books on demand, Norderstedt 2016
364 S., 19,50 EUR