Nasrin Siege, "Hyänen im hohen Gras - Spuren in der Serengeti"

Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main, 2004
118 S., 9,90 EUR

Merkwürdig: Da kennen fast alle Kinder afrikanische Tiere aus dem Zoo, doch es dauert Jahrzehnte, bis mit dem neuen Buch von Nasrin Siege endlich einmal auch das Leben dieser Tiere in freier Wildbahn, d.h. in der Serengeti, aus Kindersicht geschildert wird.

Sabine besucht ihre Tante Stefanie, die seit zehn Jahren für ein Hamburger Institut in der Serengeti Hyänenforschung betreibt. Tante Stefanie lebt unter recht schlichten Bedingungen ("Wir legen den Sack mit Regenwasser zwei Stunden in die Sonne und schon haben wir heißes Wasser!"), hat guten Kontakt zu tansanischen Nachbarn und schafft es in kürzester Zeit, Sabine aus der Großstadt Frankfurt für die Schönheiten der einmaligen Natur- und Tierwelt der Serengeti zu begeistern. Sabine lernt Klippschliefer, Paviane, Büffel, Elefanten, Flusspferde, Antilopen, Leoparden, Löwen und eben immer wieder Hyänen kennen, die bei uns aufgrund ihres Aussehens vollkommen zu Unrecht einen schlechten Ruf genießen.

Das Buch von Nasrin Siege, die sich in der Vergangenheit u.a. auch schon intensiv mit den Lebensgeschichten afrikanischer Straßenkinder in Dar es Salaam literarisch auseinander gesetzt hat ("Juma"), ist locker und kindgerecht geschrieben. Nie unterliegt die Autorin der Versuchung, den beschriebenen Tieren menschliche Züge zu verleihen ("Stefanie klingt jetzt wie meine Bio-Lehrerin: "Wenn du Tiere und ihr natürliches Verhalten verstehen willst, musst du dich von deinen menschlichen Wertmaßstäben frei machen.""). Im Gegenteil wird das Leben der Tiere realistisch dargestellt und Hyänen sieht man nach diesem Buch mit neuen Augen. Aber auch die Auswüchse des anwachsenden Tourismus in den Nationalparks verschweigt die Autorin ebenso wenig wie ein malariakrankes afrikanisches Kind - und Sabine entfernt sich nicht so weit von ihrer Heimat, als dass sie die gerade erst erlebte Trennung ihrer Eltern in Deutschland vergessen könnte.

Empfehlenswert vor allem für Kinder im Alter von 6-12 Jahren und für den Einsatz im Schulunterricht - aber auch für Erwachsene angenehm zu lesen. Dem Buch ist in jeder Zeile anzumerken, wie sorgfältig die Autorin bei Dr. Marion East ("Mama Fisi") in der Serengeti und in Tierforschungsinstituten recherchiert hat.