Sabine Heilig, Christina Gottschall: „Reisehandbuch Sansibar“

Nachdem der Sansibar-Reiseführer des Verlages Reise Know-How nun schon seit vielen Jahren nicht mehr neu aufgelegt wurde, müßte es eigentlich eine Marktlücke für einen guten und handlichen Sansibar-Führer geben. Schade, dass auch das vorgelegte Buch diese Lücke erneut nicht zu füllen vermag.

Bei den beiden Autorinnen, eine Lehrerin und eine freie Hamburger Journalistin, gibt es zwar viele schöne Fotos, eine sehr abwechslungsreiche, inhaltlich und grafisch locker aufgebaute Gliederung, einen flüssigen Sprachstil und viele kleine Überraschungen wie z.B. das Foto und einen Text des sansibarischen Rappers Cool Para, sansibarische Geschichten oder ein Interview mit sansibarischen Frauen.

Leider fehlt aber fast vollständig (wie bei fast allen anderen Tansania-Reiseführern) die jüngste wirtschaftliche Entwicklung, es wird in diesem Bereich ein Tansania und Sansibar vor ca. zehn Jahren beschrieben. Angesichts der fast wöchentlich vermeldeten neuen Rohstoff-Funde kann man sich über die folgende Aussage nur wundern: „Da viele Mineralien, die ursprünglich exportiert werden sollten, heute durch Kunststoffe ersetzt werden, hat auch die Tragweite des Kontinents als Rohstoffexporteur abgenommen. Daran wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten wenig ändern.“ (S. 39).

Das Buch ist eine Neuausgabe des Reiseführers von 2007– und auch nach sechs Jahren (Beratungsresistenz?) wärmt das Buch an fast allen Punkten die Fehler und Oberflächlichkeiten des alten Führers wieder neu auf. Sansibar war nie "deutsches Protektorat" und selbst der glühendste Verfechter der Ujamaa-Politik von Julius Nyerere wird diese nicht ausschließlich so positiv darstellen, wie es die Buchautorinnen tun. Es wird suggeriert, dass auch die letzten Parlamentswahlen auf Sansibar Wahlbetrug gewesen seien - was kein einziger internationaler Wahlbeobachter bestätigen würde.

Angeblich ist Stonetown bereits seit 1988 Weltkulturerbe (richtig ist das Jahr 2000). Im Bereich "Literatur" wird Said Achmed Mohammed als „der bekannteste Autor Sansibars" bezeichnet (natürlich ist es Abdulrazak Gurnah, der einzige aus Sansibar bzw. Tansania stammende Autor von Weltrang) und peinlicherweise wird "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch als "Hintergrundliteratur" für einen Sansibar-Besuch empfohlen.

Nicht zu entschuldigen ist das erneut unverantwortlich schlampig geschriebene Kapitel über Impfungen und Malaria. Da feiern die seit vielen Jahren wegen ihrer Wirkungslosigkeit schon fast vergessenen Mittel Resochin/Paludrine überraschend Wiederauferstehung. Wer Lariam zur Prophylaxe einnimmt, kann es angeblich nicht mehr zur Behandlung nutzen und das wesentlich verträglichere Medikament Malarone hat sich offensichtlich bis zu den Autorinnen noch nicht herumgesprochen. Ebensowenig wie die Tatsache, dass es längst sehr wirksame (in Deutschland nicht erhältliche) Therapiemittel in Tansania gibt. Auch stimmt es nicht, dass Sansibar bei der Einreise aus einem gelbfieberfreien Land keine Impfung verlangt.

Nach Mitteilung der Autorinnen In Tansania sollen zur Zeit übrigens angeblich „300 pro 1.000.000 Personen“ mit HIV infiziert oder an Aids erkrankt sein, das wäre eine wundersame Rate von 0,03%.

Wenn ansonsten wenigstens der Stadtplan von Stonetown korrekt wäre! Doch leider gibt es auch hier zu viele Fehler. In den Amazon-Kommentaren kritisieren zudem Sansibar-Besucher, dass Hotels empfohlen werden, die es schon seit Jahren überhaupt nicht mehr gibt.

Also: Was nützt das beste Konzept, das schönste Buch, wenn weiterhin an vielen Stellen der Inhalt falsch ist? Rb

Sabine Heilig, Christina Gottschall, „Reisehandbuch Sansibar“
Unterwegs Verlag, Singen 2018 (2. Auflage)
240 S., 14,90 EUR