Rolf D. Baldus (Hrsg.): „Wildes Herz von Afrika“ Der Selous – traumhaftes Wildschutzgebiet

Der Tansania-Szene ist Rolf Baldus ein Begriff als langjähriger engagierter Förderer des Selous-Wildschutzgebiets, des größten und ältesten Schutzgebiets Afrikas in Südtansania. Es ist sein Verdienst, nun auch noch ein attraktives Buch über den Selous erstellt zu haben – in Zusammenarbeit mit über 20 weiteren Autoren wie beispielsweise Ludwig Siege oder Gerald Bigurube.

Inhaltlich werden eigentlich alle Themen abgehandelt, die für Selousfans oder Selous-Reisende von Interesse sind: Die Geschichte des Selous, die Entwicklung „zum größten Wildschutzgebiet der Welt“, Niedergang und Rettung in den 80er und 90er Jahren, die Arbeit der Parkranger und das Problem der Wilderei, der Selous-Niassa-Wildschutzkorridor, Strategien zur Einbeziehung der umliegenden Bevölkerung in den Wildschutzgedanken, die Rolle ausgewählter Tiere wie Elefanten, Rappenantilopen, Wildhunde und Vögel, die Bäume des Selous u.v.a.m.

Das Buch unterscheidet sich jedoch von den üblichen Tierschutzbüchern (z.B. zur Serengeti) dadurch, dass auch die Jagd und die klassische Jagdsafari in dem Buch, das von „Jagen weltweit“ bereits auf dem Buchcover empfohlen wird, eine zentrale Rolle spielen – ganz nach dem Motto: „Wenige töten, um viele zu retten“. Baldus war Präsident der Kommission für Tropenwild beim Internationalen Jagdrat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC).

Etwas verstörend ist die eher unkritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialvergangenheit in den historischen Kapiteln. Angesichts der immensen Opfer unter der einheimischen Bevölkerung sollte es eigentlich keinen Grund geben, Paul von Lettow-Vorbeck für die Bindung der englischen Truppen in Ostafrika während des ersten Weltkrieges zu bewundern. Auch wäre – wenn schon die Geschichte des Selous erzählt werden soll – eine etwas intensivere Auseinandersetzung mit dem Maji-Maji-Aufstand wünschenswert gewesen.

Eine empfehlenswerte und in der Aufmachung herausragende Lektüre

Hochinteressant dann aber wieder die anspruchsvollen Kapitel über die Gegenwart und die Zukunft des bedrohten UNESCO-Weltnaturerbes: Hier setzt sich Baldus mit drei Szenarien auseinander: 1. Raubbau am Selous, 2. Der Nationalpark als Rettung und 3. Weitermachen wie bisher – nur besser. Wobei Szenario 3 die Wunschperspektive des Autors ist: „Ein positives Szenario, bei dem Jagd und Fototourismus gleichermaßen das Reservat nachhaltig nutzen“. Allen Plänen zum Bau von Staudämmen, zum Uranabbau oder zur Erschließung weiterer Bodenschätze erteilt er eine klare Absage und zeigt die möglichen Folgen für das Ökosystem nachvollziehbar auf. Positiv auch, dass sich Baldus trotz seiner guten Kontakte zu den staatlichen tansanischen Stellen nicht scheut, Korruption und die negativen Folgen von Bud-gethilfe in der Entwicklungszusammenarbeit kritisch anzusprechen.

Fazit: Eine empfehlenswerte und in der Aufmachung (unzählige tolle Fotos und Zeichnungen) herausragende Lektüre für alle Natur-, Wildschutz- und (natürlich) Jagdfreunde – und für Selous-Freunde sowieso.

Rolf D. Baldus (Hrsg.), „Wildes Herz von Afrika“
Verlag Kosmos, Stuttgart 2011, 270 S. (mit vielen Bildern), 39,95 EUR


„Die Möglichkeit, bis an den Horizont zu schauen...“


Interview mit Dr. Rolf D. Baldus über die aktuelle Situation und die Zukunft des Selous Wildschutzgebiets, über sein neues Buch und über Tansania

Herr Dr. Baldus, Sie haben zehn Jahre an Ihrem Buch gearbeitet. Was können Sie uns über die Entstehungsgeschichte erzählen?
Gemeinsam mit meinen Kollegen habe ich 13 Jahre lang zum Thema Selous gearbeitet und ein weitgehend unbeackertes Feld vorgefunden. Es gab kaum Primärliteratur und daher haben wir sehr viel gesammelt, eigene Berichte geschrieben und Gutachten erstellt. Unsere ersten Publikationen gingen an die Uni von Daressalam und an das Wildlife College, wir erstellten eine Bibliografie des Selous. Gemeinsam mit Ludwig Siege erstellte ich außerdem einen ersten Selous-Reiseführer. Schließlich brachte ich alle wichtigen Experten für ein Buchprojekt zusammen. Zehn Jahre haben wir an dem Buch gearbeitet und einige Autoren sind inzwischen leider schon verstorben.

Das Buch ist grafisch wunderschön gestaltet, ein reines Schmuckstück. Wer zeichnete dafür verantwortlich?
Ein über 70jähriger Herr des südafrikanischen Verlags, in dem das Buch vor zwei Jahren bereits auf Englisch erschienen ist. Er hat sich sehr für das Buch begeistert. Ursprünglich waren sehr viel mehr Bilder des Tiermalers Wilhelm Kuhnert aus dem Jahr 1905 vorgesehen. Der Verlag hat mich aber davon überzeugt, dass es besser sei, Kuhnert ein eigenes Kapitel zu widmen und dafür die wunderbaren Bilder von Bodo Meier zu verwenden.

Wer inhaltlich ein klassisches Natur- und Tierschutzbuch erwartet, der wird sich beim Lesen des Buches etwas wundern: Da gibt es z.B. ein Kapitel über Paul von Lettow-Vorbeck, der angesichts der immensen Opfer unter der einheimischen Bevölkerung als unbesiegter Held des ersten Weltkriegs meines Erachtens viel zu gut wegkommt. Warum dieses recht einseitige Bild?
Na ja, wir beschreiben ihn ja schon als jemanden, der Krieg geführt hat. Ich habe mich viel mit ihm und dem 1. Weltkrieg auseinandergesetzt. Es wird ja auch das Schicksal von Captain Frederick Selous geschildert, der 1917 im Kampf gegen Lettow-Vorbeck ums Leben kam und dessen Grab wir neu hergerichtet haben. Ich denke schon, dass klar wird, dass der Krieg in Afrika auf dem Rücken der Afrikaner ausgetragen wurde.

Der typische Tansania-Tierfreund wird sich auch wundern, dass die Großwildjagd in Ihrem Buch einen so großen Raum einnimmt. Für Sie als Jäger und Jagdfunktionär sind aber Großwildjagd und Tierschutz kein Widerspruch?
Die Geschichte des Selous ist von Beginn an eine Geschichte von Schutz und Nutzung. Der Selous wurde bereits 1896 geschützt und war damit das erste noch existierende Schutzgebiet in ganz Afrika. Damals gab es solche Schutzgebiete noch nicht einmal in Deutschland. Von Wissmann hatte damals sehr vorausschauend die Jagd untersagt. Ohne die Einnahmen durch die Jagd wäre es aber nicht möglich gewesen, die Unterhaltung des Parks zu finanzieren. Dies hätte auch die tansanische Regierung nach der Unabhängigkeit nicht mitgemacht.

Und dies ist heute immer noch so?
Als ich mit meiner Arbeit im Selous anfing, standen mir gerade einmal 100.000 US-Dollar zur Verfügung. Einige Jahre später erwirtschaftete der Park bereits 6 Millionen US-Dollar, 90 % der Einnahmen wurden dabei durch die Jagd erzielt. Noch einmal: Schutz und Nutzung hängen beim Selous ganz eng zusammen! Die Einnahmen aus Foto- und Jagdtourismus finanzieren den Park. Dies ist für manchen Tierfreund nur schwer zu verstehen, aber für den Manager vor Ort gibt es hierzu keine Alternative.

Die Jagd ist also nicht zur Erhaltung der Artenvielfalt nötig?
Nein, das unterscheidet den Selous von den Jagdrevieren in Deutschland. Beim Selous handelt es sich um das größte Naturschutzgebiet Afrikas. Wenn es hier nicht möglich ist, dass die Artenvielfalt ohne menschliche Intervention sichergestellt werden kann, wo sonst? Jagd ist zur Artenvielfalt nur insofern nötig, als sie das wichtigste Finanzierungsinstrrument für Management und Schutz darstellt.

In Botswana haben riesige Elefantenherden ganze Wälder zerstört.
Okay, hier im Selous hatten uns die Wilderer die Arbeit abgenommen. Aber ursprünglich ist der Selous sogar als Rückzugsgebiet für Elefanten eingerichtet worden.

Den Elefanten ist ein eigenes Kapitel in Ihrem Buch gewidmet, ebenso den Wildhunden oder Vögeln. Ihrem Buch merkt man an allen Stellen die Liebe zum Selous an. Was macht für Sie die Faszination dieses Parks aus?
Es ist seine unendliche Größe, der geringe Einfluss des Menschen. Die Möglichkeit, bis an den Horizont zu schauen, dort in der Ferne vielleicht ein kleines Feuer zu entdecken und sich zu fragen: Ist es noch die Glut vom letzten Brand? Sind es Wilderer? Oder ist es ein Lagerfeuer der Wildhüter? Ich empfinde es als ein ungeheures Privileg, dass ich die seit über 100 Jahren unberührte Natur des Selous so viele Jahre beruflich erleben durfte.

Das Paradies ist leider bedroht. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Bedrohung?
Erstens die Wilderei. Nashörner sind bereits fast ausgerottet und die Zahl der Elefanten hat sich in den 80er Jahren von 130.000 auf unter 30.000 verringert. Damals wurden in jedem Jahr ca. 5000 Elefanten gewildert. Das konnten wir gemeinsam mit unseren tansanischen Kollegen auf unter 100 Stück im Jahr reduzieren. Inzwischen hat sich die Zahl jedoch wieder mehr als verdoppelt. Die Wilderei hat wieder zugenommen und könnte erneut zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Dazu muss man aber wissen, dass in den 20er und 30er Jahren die Menschen aus dem Selous zwangsweise ausgesiedelt wurden. Daher befindet sich der Selous in einem unnatürlichen Zustand, und er wäre eigentlich erst dann wieder vollständig, wenn sich in ihm auch wieder Menschen aufhalten würden.

Sollten denn wieder Dörfer im Selous zugelassen werden?
Nein, man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Das würde auch den heutigen Charakter des Selous grundlegend verändern. Aber man muss wissen, dass es den Menschen nach der Aussiedlung schlechter ging als vorher. Daher wäre es naiv zu glauben, dass die ausgesiedelte Bevölkerung vom Schaden der Wilderei überzeugt werden kann. Wir haben deshalb ein erfolgreiches Modellprojekt entwickelt: Die Bewohner der umliegenden Dörfer dürfen kontrolliert jagen. Ich nenne das „nachhaltige Nutzung durch Dialog“. Es ist kontraproduktiv, immer nur die Polizei zu rufen. Wirksamer ist es, wenn die Menschen vor Ort Wild nachhaltig nutzen dürfen und deshalb ein eigenes materielles Interesse an seiner Erhaltung haben. Also Schutz durch Eigennutz.

Inwieweit gefährden Großprojekte wie der geplante Bau von zwei Staudämmen und der Uranabbau den Selous?
In der Tat sind diese Großprojekte die zweite große Bedrohung, denen sich der Selous gegenüber sieht. Wenn man die Entwicklung Tansanias will, muss man wissen, dass große Teile des Landes, mehr als ein Viertel, bereits unter Schutz gestellt sind. Jede Investition kostet aber Natur und Ressourcen, bereits jede Straße kann schädlich sein. Das führt natürlich zu Konflikten. Doch die Tansanier können bei ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand nicht stehen bleiben. Sie wollen nicht arm bleiben, sondern besser leben. Wir Europäer sind ihr Maßstab, nicht Krokodile und Elefanten! Also sind in der weiteren Entwicklung Tansanias Kompromisse unumgänglich.

Auch im Selous?
Zwei Dinge sind für mich unumgänglich. Erstens: Keine Investition ohne Umweltverträglichkeitsprüfung! Es muss die Frage beantwortet werden, ob die mit einer Investition verbundenen Umweltschäden akzeptiert werden können oder nicht. Zweitens: Es muss Transparenz hergestellt werden. Die Bevölkerung am Rande des Selous wurde bislang überhaupt noch nicht über die Gefahren des Uranabbaus informiert. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die den Namen verdient, wurde nicht vorgenommen. Die Regierung begründet ihre Zulassung des Uranabbaus durch eine kanadisch-russische Firma damit, dass ihr dies eine Einnahme von fünf Millionen US-Dollar bringt. Doch was sind fünf Millionen Dollar angesichts der immensen Folgekosten?

Was sagt die UNESCO dazu, immerhin ist der Selous ein Weltnaturerbe?
Nach den Kriterien der UNESCO ist Bergbau im Weltnaturerbe nicht akzeptabel. Alle wich-tigen Firmen, die im Bergbau weltweit agieren, sind zudem eine Selbstverpflichtung einge-gangen, dass in einem Weltnaturerbe nicht gearbeitet wird. Die UNESCO hat gegenüber der Regierung ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass der Uranabbau nicht genehmigungsfähig ist. Nun will Tansania 200 qkm des Selous vom Schutzgebiet abtrennen.

Wie wird die Kontroverse um den Uranabbau ausgehen?
Ich fürchte, dass der Uranabbau im Selous nicht mehr rückgängig zu machen ist. Doch eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Information der Bevölkerung sollten weiter gefordert werden.

Die tansanische Regierung wirft der UNESCO vor, dass sie sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischt.
Das ist absurd! Die UNESCO schreibt nichts vor, sie führt nur aus. Die Richtlinien zum Schutz des Welterbes haben die Mitgliedsstaaten verabschiedet und Tansania ist selbst Mitglied im Welterbekommitee der UNESCO und entscheidet mit.

Was ist so schlimm an einem Wasserkraftwerk im Selous? Es handelt sich doch um eine sehr nachhaltige Energiequelle.
Ein Staudamm in der Stieglers Schlucht würde viele tausend qkm völlig verändern. Es handelt sich hier um eine natürliche Flusslandschaft, die sich im jahreszeitlichen Ablauf permanent verändert. Während der Regenzeit bildet sich ein regelrechtes Binnenmeer. Das ist einmalig! Zudem ist gerade der Norden des Selous der biologisch reichhaltigste Teil des Parks, in dem auch die meisten Tiere leben. Hier gibt es ganz unberührt noch riesige Tierherden, die durch einen Staudammbau alle gefährdet wären.

Sie haben vorhin davon gesprochen, dass im Tier- und Naturschutz auch Kompromisse nötig sind angesichts des hohen Wirtschaftswachstums Tansanias und der Erschließung der Rohstoffvorkommen durch immer neue Bergwerke. Der große Energiebedarf des Landes ist nicht zu übersehen. Ist ein „Masterplan“ zur Entwicklung Tansanias notwendig?
Ich halte nicht allzu viel von Masterplänen. Ganze Generationen von Entwicklungshelfern lebten davon. Den Selous konnten wir auch ohne Masterplan ganz pragmatisch entwickeln. Tansania sollte aber nicht vergessen, dass alle Rohstoffe nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Sie sind nichts Nachhaltiges. Die Regierung sollte mit Augenmaß Prioritäten setzen und insofern natürlich eine landesweite Entwicklungsplanung vornehmen. Dabei kann es dann aber nicht nur um die ökologische Bedeutung von Schutzgebieten oder Nationalparks gehen, sondern auch um die Frage, welche Schutzgebiete die im Umfeld lebenden Menschen ganz besonders tangieren. Jeder Fall sollte einzeln geprüft werden – immer bezüglich seiner Umweltverträglichkeit und immer transparent! Es ist noch ein Relikt aus der Nyerere-Zeit, dass gesagt wird: Die Regierung weiß schon, was sie tut. Die Karten müssen offen auf den Tisch!

Sie sind nicht gerade ein Fan von Nationalparks.
Doch durchaus. Ein Nationalpark ist aber kein Allheilmittel. Ich habe in meinem Buch geschrieben, dass viel zu viele Parks leichtfertig zu Nationalparks erklärt wurden. Sie hängen dann an dem finanziellen Tropf des Kilimandscharo-Nationalparks. Ich war z.B. für die GTZ an der Entwicklung des Saadani-Schutzgebiets beteiligt und hatte mich gegen einen Status als Nationalpark ausgesprochen. Ein solcher Status schränkt die Nutzungsoptionen viel zu sehr ein und verhindert mögliche sinnvolle Privatisierungen.

Vielleicht sollte über Biosphärenreservate in Tansania nachgedacht werden, die sowohl einen Schutz als auch eine kommerzielle Nutzung erlauben?
Das sehe ich genauso. Im Saadani haben z.B. seit Jahrtausenden Menschen gelebt. Das Gebiet müßte nicht zwangsläufig eine menschenfreie Zone sein. Teile des Saadani hätte man zeitweilig verpachten können. Die Antwort der Ministerin: Ein Naturerbe sollte man nicht privatisieren.

Ist der Tier- und Naturschutzgedanke eigentlich fest in der Regierung verankert?
Auf alle Fälle. Dieser Bereich hat in der Regierung eine starke Lobby. Es gibt in Tansania ordentliche Rechtsgrundlagen, es gibt eine offizielle „Wildlife-Policy“ – man muss sie nur anwenden! Die Absicht, die Bevölkerung vor Ort an der Entwicklung zu beteiligen, steht leider oft nur auf dem Papier. Immerhin: Als das Mehrparteiensystem eingeführt wurde, hatten viele Angst, dass die neue Opposition populistisch die Abschaffung der Nationalparks fordern könnte. Das ist zum Glück aber nicht eingetreten.

Im Buch äußern Sie Kritik an der deutschen Budgethilfe für Tansania. Im Gegensatz zur Projektfinanzierung sei bei Pauschalzahlungen ins nationale Budget keine Kontrolle der Geberländer möglich. Wie könnte dem Tier- und Naturschutzgedanken in der Entwicklungszusammenarbeit besser Rechnung getragen werden?
Seit einigen Jahren bin ich in diesem Bereich nicht mehr tätig. Ich bedaure es aber sehr, dass der gesamte Umweltsektor, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aus den Schwerpunkten deutscher Entwicklungszusammenarbeit herausgefallen ist. Dabei spielt dieser Bereich eine so wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung Tansanias. Im übrigen gelten wir Deutsche seit Bernhard Grzimek als besonders leistungsfähige Ratgeber und Helfer auf diesem Gebiet. Die wichtige Rolle, die das BMZ und Minister Niebel persönlich beim konstruktiven Aufzeigen einer Alternative für die Serengeti-Straße gespielt haben, macht deutlich, welches Potential Deutschland im Umwelt- und Naturschutzsektor in Tansania hat.

Zum Schluss drei ganz persönliche Frage: Wann geht es wieder nach Tansania?
Sicher 2012. Publizistisch bin ich in Tansania sowieso immer noch sehr präsent.

Empfiehlt sich der Selous als Reiseziel für Tansania-Einsteiger oder eher für einen Zweitbesuch des Landes?
Besuchen Sie zuerst die Serengeti mit der Tierwanderung und den Ngorongoro-Krater. Das ist sensationell. Reisen Sie dann aber beim 2. oder 3. Besuch unbedingt in den Selous!

Was sind Ihre vier Lieblingsplätze in Tansania?
1. Selous. 2. Selous. 3. Selous, 4. Selous.

Das Interview führte Rudolf Blauth im Herbst 2011

Zur Person:
Dr. Rolf D. Baldus, 62, geboren in Gebhardshain im Westerwald, war Universitätsmitarbeiter, Inhaber eines Familienunternehmens, international tätiger Berater, persönlicher Referent für den deutschen Entwicklungsminister, Mitarbeiter im Umweltressort der EU in Brüssel, 1987-1993 Leiter der Selous Conservation Programme in Tansania, Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl, 1998-2005 Regierungsberater für den Umweltbereich in Tansania. Erfolgreiche Projekte waren u.a. die Unterschutzstellung des Saadani-Nationalparks und des Selous-Niassa-Wildtierkorridors. 2005-2010 Tätigkeit im Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit. Langjähriger Präsident der Kommission für Tropenwild beim Internationalen Jagdrat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC). Autor zahlreicher Fachbücher. Rolf D. Baldus lebt heute in Bad Honnef.