Lebensgeschichten aus Tansania von Elisabeth Kaestli: "Aisha, Mussa, Zawadi"

Ein absolut lesenswertes Buch über den Alltag und über die Menschen in Tansania hat die Schweizer Journalistin und Autorin Elisabeth Kaestli geschrieben, die von 2006-2010 in Dodoma (Tansania) lebte und heute in Pristina (Kosovo) wohnt.

Kaestli hat 13 Porträts von Frauen und Männern unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Berufen geschrieben und ermöglicht einen Einblick in das Alltagsleben Tansanias: „Vier Regenzeiten und drei Trockenzeiten lebte ich in Dodoma und lernte in kleinen Schritten etwas über dieses Land und die Menschen.“

Themen in Verbindung mit den Porträts sind beispielsweise Aids, Malaria, Viehseuchen, Albinomorde und Verfolgungen alter Frauen als „Hexen“. Es geht um Politik, Korruption, Strom- und Wasserprobleme, Verkehrsunfälle, schlechte Straßen u.v.a.m. hinter den Kulissen eines beliebten Touristiklandes: „Ebenso sehr interessierte mich, wie meine Nachbarinnen und Nachbarn ihren Alltag bewältigen, wie sie mit einem Lohn von umgerechnet rund hundert Schweizer Franken leben können und wie das soziale Gefüge in den Großfamilien funktioniert.“

Adolf Kirschstein: 45 Kinder von 16 Frauen

Da gibt es z.B. Aisha, die als Hausangestellte arbeitet und mit einer wechselnden Anzahl von Kindern und Enkelkindern in einem kleinen Haus ohne Wasser lebt. Oder Zawadi, die als Assistentin an einer kirchlichen Hochschule arbeitet und von ihren Eltern stark gefördert wurde. Benedict wiederum ist 70 Jahre alt und arbeitet als „Babu“ in einem Waisenhaus – „ein mageres Männlein mit einer starken Ausstrahlung und Humor.“ Für Paulina wurden von Massai 27 Kühe als Brautpreis angeboten – da war sie gerade mal 12 Jahre alt.

Der Wert der Porträts liegt darin, dass sie nicht nur ausgesprochen liebevoll geschrieben sind, sondern dass die einzelnen Personen umfassend in ihre Großfamilie und ihr soziales Umfeld eingeordnet werden. Hervorragende Porträtfotos vertiefen den Zugang des Lesers zu den Hauptdarstellern.

Ein Kapitel ist übrigens ausgerechnet Adolf Kirschstein gewidmet, Sohn einer tansanischen Mutter und eines deutschen Vaters, Vater von 45 Kindern von 16 Frauen, Hauptdarsteller in mehreren Jugendbüchern des Wuppertaler Schriftstellers Hermann Schulz („Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt“) und ehemaliger Schüler an der Missionsschule des Vaters von Hermann Schulz in Matiazo bei Kigoma.

Fazit: Das Buch ist ein 'Muss' für alle, die in Tansania nicht nur 'Urlaub' machen wollen.

Elisabeth Kaestli
„Aisha, Mussa, Zawadi“ (Lebensgeschichten aus Tansania)
Limmat Verlag, Zürich, 2011
220 S. mit vielen Fotos, 27,50 EUR