Daniela Eiletz-Kaube, "KulturSchock Tansania"

Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2010
312 Seiten, 14.90 EUR

Das Buch der Autorin Daniela Eiletz-Kaube aus Österreich ist sehr empfehlenswert für alle Tansania-Reisenden, die sich ausführlicher mit Land und Leute, Traditionen, Sitten und Gebräuche auseinandersetzen wollen.

Ausführlich werden "Die geschichtlichen Wurzeln" des Landes geschildert, anschließend "Der kulturelle Rahmen", "Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie "Geschlechter und Familie". Das Buch wird abgerundet durch die Abschnitte "Der Alltag in Tansania" und "Als Fremder in Tansania".

Die Autorin zeichnet sich durch ihr Bemühen aus, dem Land in seiner ganzen Widersprüchlichkeit gerecht zu werden. Sie idealisiert Tansania nicht und sie benennt die Probleme beim Namen. Denn "Tansania biedert sich nicht an, es will erobert werden. Und es läßt niemanden kalt. Die einen verlassen fluchtartig das Land und fühlen sich zutiefst verletzt. Die anderen kommen wieder, immer wieder".

Einige Ungereimtheiten schmälern die Qualität des Buches nicht wirklich. So wird beispielsweise die Pressefreiheit zu negativ beurteilt. Der Satz "Die Zeitungslandschaft von heute stammt noch aus der Zeit der ersten Missionare" ist nicht nachzuvollziehen und wird der heutigen vielfältigen Presseszene des Landes, die erst nach Nyereres Rücktritt entstanden ist und keineswegs durchgehend nur "zu ideologischen Zwecken eingesetzt wird", nicht gerecht. In der jüngsten Weltrangliste der Pressefreiheit 2010 von "Reporter ohne Grenzen" rangiert Tansania immerhin noch vor Frankreich und Italien.

Verdienstvoll ist das kritische Infragestellen der Entwicklungshilfe durch die Autorin, die sich in ihrer Position weitgehend auf der Linie des "Bonner Appells" bewegt und dabei aber leider gelegentlich über das Ziel hinausschießt. So ist es angesichts vieler unbestreitbar erfolgreicher medizinischer, schulischer oder sozialer Projekte (z.B. in der Malaria-Bekämpfung, um nur ein Beispiel zu nennen) übertrieben, pauschal zu behaupten, dass "die Not leidende Bevölkerung keinen müden tansanischen Shilling von der 'Entwicklingshilfe' sieht". Und sollen, liebe Autorin, tatsächlich nur deswegen keine Brunnen mehr gebaut werden, weil dadurch "die Frauen, die üblicherweise das Wassertragen übernehmen" dadurch "mehr sexuellen Übergriffen von Männern ausgesetzt sind, einfach nur weil sie verfügbarer sind"?

Immerhin: Daniela Eiletz-Kaube ist die erste Autorin, die sich in dem weiten Feld der Reiseführer sehr kritisch mit der Entwicklungshilfe auseinandersetzt und dabei mutig in Kauf nimmt, sich mit dem Buch nicht nur Freunde zu schaffen. Dadurch wird sie dem Titel "KulturSchock" mehr als gerecht.

Hervorragend, dass auch auch auf spezielle Themen wie "Aids als Tabuthema", "Frauen und Aids", "Armut und Wohlstand", "Das Leben im Dorf und in der Stadt" oder "Die neuen Kolonialherren': Die Chinesen" eingegangen wird.

Interessant auch das große Kapitel "Geschlechter und Familie", das kein Bild einer heilen Großfamilie aufzeigt, sondern diese im Umbruch skizziert. Die Autorin bringt es treffend auf den Punkt: "Die Großfamilie ist Segen und Fluch gleichzeitig". Natürlich fehlen auch Abschnitte über die Rolle der Frau, über Gentialverstümmelung, Kinderarbeit oder "Gewalt gegen Kinder" nicht.

Die Autorin behandelt schließlich auch die "Afrikabilder in unseren Köpfen" und kommt dabei zu der Erkenntnis, dass es "Menschen mit westlicher Prägung nicht möglich ist, afrikanische Mentalität zu begreifen".

Die Autorin will laut Vorwort "Brücken schlagen zwischen den Realitäten vor Ort und den Erwartungshaltungen der Besucher". Dieses Ziel hat sie erreicht.