"Der Mann, der die Tiere liebte"

Biographie zum 100. Geburtstag von Bernhard Grzimek

Die abenteuerlichen Afrikareisen seit Beginn der 1950er Jahre, der Kinofilm „Serengeti darf nicht sterben“, bei dessen Dreharbeiten sein Sohn Michael starb, die Sendereihe „Ein Platz für Tiere“, die zahllosen Bücher und das beharrliche Werben für den Naturschutz - der Name Bernhard Grzimek weckt auch heute noch zahlreiche Erinnerungen.

Bernhard Grzimek war Abenteurer und Visionär, erster Bundes-beauftragter für den Naturschutz, disziplinierter Arbeiter, Frauenheld. Er traf Diktatoren, wenn es seiner Sache dienlich war, und liebte Scherzartikel. Er führte ein öffentliches Leben und starb doch einsam während einer Zirkusvorstellung.

Claudia Sewig zeichnet in dieser Biografie ein differenziertes Bild des großen Tierfilmers und Zoodirektors - das Porträt einer kontroversen Persönlichkeit, deren Arbeit bis heute fortwirkt

Claudia Sewig, „Der Mann, der die Tiere liebte“
Luebbe Verlag, Bergisch Gladbach 2009
447 S., 24,95 EUR


„Mit Grzimek starb ein Lautsprecher der Bewegung“

Interview mit Buchautorin Claudia Sewig


Was hat Sie bewogen, eine Biografie über die Frankfurter Zoo-Legende Bernhard Grzimek zu verfassen?
Den Wink gab mir ein alter Zoologieprofessor von mir. Er war äußerst besorgt, dass man Grzimek über kurz oder lang vergessen würde.

Wie viele Stunden haben Sie in den Archiven gesessen?
Ich war allein drei Monate in Frankfurt. Im Zoo habe ich die gesamte Geschäftskorrespondenz Grzimeks, als Zoodirektor und als Präsident der ZGF, von 45 bis zu seinem Tod gesichtet. Darunter Briefwechsel mit Dian Fossey, Bundeskanzler Willy Brandt oder Flugpionier Charles Lindbergh.

Sie waren auch in Afrika?
Ein besonderes Erlebnis. Einen Monat in der Serengeti unterwegs zu sein, mit alten Massai in abgeschiedenen Dörfern zu sprechen oder in der Hütte im Ngorongoro-Krater zu übernachten, in der Grzimek die Nachricht vom Tod seines Sohnes Michael erhielt, haben mir manchmal den Atem geraubt.

Bernhard Grzimek kann als Urvater der Naturschützer in Deutschland gelten. Würde er mit seiner Art noch in die heutige Zeit passen?
Auf jeden Fall. Die einhellige Meinung aus Naturschutzkreisen ist, dass mit seinem Tod ein «Lautsprecher» der Bewegung gestorben ist, ein Mann, der wie kein anderer Themen erkannte, anpackte und publik machte, wie es ihn heute so nicht mehr gibt.

(Stark gekürzte Fassung aus „Frankfurter Neue Presse“ vom 17.3.2009)