Giles Foden, "Die wahre Geschichte der African Queen"

Ein interessantes und humvorvolles Buch 
  
Deutsche Kriegsschiffe kontrollieren den Tanganjikasee in Ostafrika. Die Kolonialmacht Großbritannien fühlt sich provoziert. Der wohl skurrilste Offizier des britischen Empire, der tätowierte Commander Spicer-Simson, der am liebsten Röcke trägt und unter der schwarzen Bevölkerung zur Legende wurde, erhält von der Royal Navy den Auftrag, den Tanganjikasee zurück zu erobern. Ausgerüstet mit mehreren Kisten Worcester-Sauce und zwei Motorbooten namens Mimi und Toutou schleppen er und seine 28-köpfige Expedition sich quer über den afrikanischen Kontinent. Und er weiß nicht, dass die Deutschen bereits eine Überraschung in Form des Kriegsschiffes "Goetzen" vorbereitet haben.
 
Ein sehr gut geschriebenes, humorvolles Abenteuerbuch und ein empfehlenswertes Buch über die Kolonialzeit, in dem auch die einheimische Bevölkerung nicht zu kurz kommt.
 
Giles Foden, Träger des renommierten britischen Literaturpreises "Whitbread First Novel Award", ist Redakteur beim "Guardian" und auch Autor des spannenden Thrillers "Sansibar" (Aufbau-Verlag).
 
Giles Foden, "Die wahre Geschichte der African Queen"
Fischer Verlag, Frankfurt 2006
314 S., 10,30 EUR


Giles Foden und Alex Capus: Ein Schweizer und ein englischer Schriftsteller schreiben zufällig über dieselbe Geschichte aus deutscher und aus britischer Sicht

Warum man beide Bücher über die "Graf von Götzen" unbedingt gemeinsam lesen sollte
 
Von Rudolf Blauth
 
Merkwürdigerweise ist es bislang noch keinem Rezensenten aufgefallen: Zwei erfolgreiche Autoren, der Schweizer Alex Capus und der Engländer Giles Foden, beschlossen offensichtlich zu fast derselben Zeit, ein Buch über das Zusammentreffen der deutschen und der britisch-belgischen Kolonialtruppen vor dem ersten Weltkrieg am Tanganjikasee zu schreiben. Der Schweizer Autor schildert aus deutscher Sicht den abenteuerlichen Transport eines großen deutschen Schiffes von Papenburg über Daressalam nach Kigoma, sein britischer Kollege den nicht minder aberwitzigen gleichzeitigen Transport zweier kleinerer Schiffe von London über Südafrika quer durch Afrika über Berge (Fitzcarraldo läßt grüßen) zur gegenüberliegenden Seite des Tanganjika-Sees.
 
Beide Autoren schildern anschließend die kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft auf diesem strategisch so wichtigen See: Der eine aus britischer, der andere aus deutscher Sicht.
 
Und beide Autoren übertreffen sich vollkommen unabhängig voneinander in der humorvolle Beschreibung skurrilster Typen und Situationen. Erst durch die Lektüre des englischen Romans wird deutlich, dass der britische Offizier Spicer Simpson in Wirklichkeit noch viel abgedrehter ist, als dies dem Leser in dem Buch von Capus vermittelt wird.
 
Beide Romane sind mit einem Abstand von nur wenigen Monaten in deutscher Sprache erschienen und man sollte sich vom Titel des Giles-Roman nicht von dem einmaligen Vergnügen abhalten lassen, beide Bücher hintereinander zu lesen. Einen kleinen Unterschied gibt es dann aber doch noch: Während der Roman von Capus mit dem Versenken der "Goetzen" endet, erzählt Foden die Geschichte des Schiffes und auch das weitere Schicksal der deutschen Ingenieure zu Ende. Also auch insofern eine tolle Ergänzung.

Alex Capus, "Eine Frage der Zeit"