Hermann Schulz, "Die schlaue Mama Sambona"

Mama Sambona lässt den Tod tanzen


Von Jens Thiele

Hermann Schulz greift auf mythische Erzählungen und Bilder Afrikas zurück, in denen der Tod bei den Menschen anklopft, um sie abzuholen und zu den Ahnen zu bringen. Tobias Krejtschi, noch Illustrationsstudent in Hamburg, setzt die blasse Gestalt an den Schreibtisch einer dunklen Studierstube, die aus Knochen zusammengehalten wird.

Penibel wie ein Buchhalter

Penibel wie ein Buchhalter geht der Tod die Liste der Personen durch, die er holen möchte. Der arme Hase muss ihm dabei helfen. Doch Mama Sambona, die alte Königin der Insel, kennt Tricks und Schliche, um dem Tod zu entkommen. Sie findet immer neue Ausflüchte, um ihn sich vom Leibe zu halten, denn sie weiß genau, dass er nach drei erfolglosen Besuchen keine Macht mehr über sie besitzt. Die Idee, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, nimmt dem Thema seinen Schrecken.

Die Geschichte erhält ihren komischen und ironischen Höhepunkt, wenn Mama Sambona den Tod zum Tanz verleitet und ihn so endgültig von seinem Ansinnen abbringt. ,,Und weil der Tod auch Humor hatte und für sein Leben gern tanzte, ließ er sich mitreißen.‘‘

Am Ende hat sie ihr Ziel erreicht. Sie liegt hochzufrieden am Strand; die Füße baumeln im Wasser, und sie genießt ihre obligatorische Pfeife. Auf der gegenüberliegenden Seite entdecken wir in einem kleinen Holzschnitt den Tod in einer ganz ähnlichen Haltung; auch er hält die Füße ins Wasser, raucht und scheint das Leben zu genießen. So spiegeln sich Leben und Tod auf subtile und zugleich amüsante Weise.

(Aus: "Süddeutsche Zeitung" v. 27.8.2007) 


Hermann Schulz, "Die schlaue Mama Sambona"
Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2007
28 Seiten, 13,90 Euro.

Zur Hermann-Schulz-Afrika-Homepage des Freundeskreises Bagamoyo e.V.