100 Jahre Maji-Maji Aufstand in Deutsch-Ostafrika

Vor genau 100 Jahren, im Juli/August 1905, begann in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika der Maji-Maji-Aufstand. Es war der größte und wichtigste Aufstand auf dem Gebiet des heutigen Tansanias.

Koloniale Unterdrückung und Fremdherrschaft waren die Ursachen des Aufstandes gegen die deutsche Kolonialherrschaft, der über ethnische Grenzen hinweg fast den gesamten südlichen Teil Deutsch-Ostafrikas erfasste und die Kolonialregierung soweit bedrängte, dass erst nach fast zwei Jahren, im Juni 1907, das Kriegsrecht wieder aufgehoben wurde.

Die durch die Kolonialverwaltung mit Härte durchgesetzte Einführung eines Steuersystems, Arbeitsverpflichtungen auf Plantagen und andere Maßnahmen erfuhr die einheimische Bevölkerung als bedrückende Fremdherrschaft.

"Maji" bedeutet in der Landessprache Kisuaheli "Wasser". "Maji-Maji" war der Schlachtruf des schwarzen Aufstandes und bezieht sich auf die Verheißung des charismatischen afrikanischen Medizinmannes Kinjeketile, der behauptete, dass sein Zauberwasser die schwarzen Krieger vor den Kugeln der deutschen Maschinengewehre schützen würde. Zu Zehntausenden liefen daraufhin die Maji-Maji Krieger weitgehend schutzlos in den Kugelhagel der erstmals eingesetzten Maschinengewehre.

Mit Hilfe schwarzer Söldner wurde der Aufstand, in dessen Verlauf es auch zu grausamen Ausschreitungen der Aufständischen gegen weiße Priester, Missionare und Siedler kam, brutal niedergeschlagen. Die anschließend praktizierte Strategie der "verbrannten Erde" durch die deutschen Kolonialtruppen machte weite Landstriche Südtansanias unbewohnbar und forderte weitere unzählige Todesopfer. Die Gesamtzahl der Toten ist unbekannt, sorgfältige Schützungen sprechen von 250.000 - 300.000 Opfern. Dies wäre rund ein Drittel der damaligen Bevölkerung in den Aufstandsgebieten.


Das Lied der Schutztruppen

von Anton Aschenborn
Weise von Robert Götz

Wie oft sind wir geschritten
auf schmalen Negerpfad
wohl durch der Steppen Mitten
wenn früh der Morgen naht;
wie lauschten wir dem Klange,
dem alten trauten Sange
Der Träger und Askari:
Heia, heia, Safari!

Und saßen wir am Feuer
des Nachts wohl vor dem Zelt,
lag wie in stiller feier
um uns die nächt'ge Welt;
und über dunkle Hänge
tönt es wie ferne Klänge
von Trägern und Askari:
Heia, heia, Safari!

Steil über Berg und klüfte
durch tiefe Urwaldnacht;
wo schwül und feucht die Lüfte
und nie die Sonne lacht;
durch Steppengräserwogen
sind wir hindurchgezogen
mit Trägern und Askari:
Heia, heia, Safari!

Tret' ich die letzte Reise;
die große Fahrt einst an;
auf, singt mir diese Weise
statt Trauerlieder dann,
daß meinem Jägerohre
dort vor dem Himmelstore
es kling' wie ein Halali:
Heia, heia, Safari!

Quelle: Werner Haupt, Die deutschen Schutztruppen 1889-1918, Türmer Verlag 1989, von rado jadu 2000

Zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland

Zum Gedenken an den Maji-Maji Aufstand fanden während des gesamten Jahres 2005 zahlreiche Veranstaltungen, Theateraufführungen, Kunstaktionen, Tagungen, Workshops, Vorträge und Ausstellungen in verschiedenen Orten Deutschlands statt. Ein Koordinierungskreis, in dem auch der Freundeskreis Bagamoyo e.V. vertreten war, koordinierte die Programme:

01.-03.04.2005
"Der Maji-Maji-Krieg 1905-1907 aus tansanischer Sicht"

Veranstalter:
Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter in Kooperation mit der Deutsch-Tansanischen Freundschaftsgesellschaft (DETAF e.V.)
Ort. Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter

30.04.2005
"Der Maji-Maji-Aufstand - Koloniale Vergangenheit und ihre Bedeutung für unsere Partnerschaft heute"

Veranstalter:
Nordelbisches Missionszentrum ("NMZ")
Ort: Neumünster

Juni 2005
"Mkono Wa Damu" (Der Mann mit Blut an den Händen)

Deutsch-Tansanisches Theaterstück über den deutschen Kolonialisten Carl Peters
Ort: Cuxhaven
Weitere Infos

16.07.2005
Studientag "Der Maji-Maji Krieg"

Veranstalter:
Missionswerk der Ev.-Luth. Kirche von Bayern
Ort: Nürnberg

05.-21.08.2005
Studienreise nach Tansania: "Der Maji-Maji Krieg"

Mit Besuch von Original-Schauplätzen, Diskussionen, Besichtigungen.
Leitung: Michael Seitz
Veranstalter:
Missionswerk der Ev.-Luth. Kirche von Bayer

07.-09.10.2005
"Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns..."

Die Folgen des Neokolonialismus in Vergangenheit und Gegenwart am Beispiel Tansanias (100 Jahre  Maji-Maji-Aufstand) und im südlichen Afrika.
Veranstalter:
Ökumenische Werkstatt Bethel

04.-06.11.2005
"100 Jahre Maji-Maji"

Zentrale bundesweite Tagung zum 100. Jahrestag des Maji-Maji Aufstandes.

Mit:

  • Bagamoyo Players (Bagamoyo College of Arts, Tansania)
  • Dr. Jigal Beez (Historiker und Buchautor: "Geschosse zu Wassertropfen")
  • Pit Budde (Münster, Weltmusiker)
  • Peter Heller (München, mehrfach preisgekrönter Filmemacher: "Die Liebe zum Imperium" u.v.a.)
  • Jokinen (Hamburg, Künstlerin)
  • Dr. Rogate Mschana (Ökumenischer Rat der Kirchen, Genf)
  • Emil Ndonde (ehem. Persönlicher Sekretär von Julius K. Nyerere)
  • Dr. Hans-Joachim Niesel (Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte)
  • Dr. Heinz Schneppen (Berlin, ehem. deutscher Botschafter in Tansania, Autor des Buches "Sansibar und die Deutschen")
  • Hermann Schulz (Wuppertal, mehrfach preisgekrönter Jugendbuchautor: "Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt" u.v.a.m.)
  • Nasrin Siege (Frankfurt/M., Buchautorin wie "Juma" u.a.m.)
  • Prof. Dr. Rainer Tezlaff (Hamburg, Dozent an der Uni Hamburg, Experte u.a. für deutsche Kolonialgeschichte, Autor zahlreicher Fachbücher)
  • u.a.m.

Veranstalter:

Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Zusammenarbeit mit Tanzania-Network.de e.V., Deutsch-Tansanische Freundschaftsgesellschaft (DETAF), Freundeskreis Bagamoyo e.V.,  Missionswerk der Ev.-Luth. Kirche in Bayern, VHS Ahlen, Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal, Kirchliche Hochschule Wuppertal, die Diözesanstelle Mission Entwicklung Frieden Würzburg

Ort: Kirchliche Hochschule Wuppertal/Ökumenische Werkstatt der VEM

Tagungskosten: 89 EUR inkl. 2 Übernachtungen im DZ, Mahlzeiten und Tagungsgebühren. EZ-Zuschlag 20 EUR, Teilnehmer unter 28 Jahren: 20 EUR Ermäßigung.

04. - 27.11.2005
Deutschland-Tournee Bagamoyo Players:
"Zauberwasser gegen Gewehrkugeln"

Vier Mitglieder der Bagamoyo Players, des Nationalensembles von Tansania, setzten sich in einer bunten Mischung aus Theater, Tanz, Musik und Gesang mit dem Maji-Maji Aufstand aus tansanischer Sicht auseinander.

Die Dauer des Stückes betrug ca. 60 Minuten. Mitwirkende waren Nkwabi Nghangasamala, John Mponda, Christa Komba und Haji Maeda. Alle vier sind Dozenten am Bagamoyo College of Arts mit langjährigen Erfahrungen im Bereich Musik, Theater und Tanz und weltweiten Auftritten mit den Bagamoyo Players.

Das Stück orientiert sich in freier Interpretation inhaltlich an dem Text "Kinjeketile" des tansanischen Literaturpreisträgers Ebrahim Hussein.
"Kinjeketile" ist die legendäre Figur des Maji-Maji-Aufstands, ein traditioneller Heiler, der mit dem Versprechen, dass sein Zauberwasser die Afrikaner gegen die Gewehrkugeln der deutschen Kolonialtruppen unverwundbar machen würde, ganz wesentlich zur größten Erhebung in der Geschichte Deutsch-Ostafrikas beigetragen hat. Hunderttausende von Maji-Maji-Kämpfer griffen im Jahre 1905 die Stellungen der völlig überraschten Kolonialherren an.
In Ebrahims Husseins Stück, das sich an der Bewertung des Maji-Maji-Aufstandes durch den ehemaligen Staatspräsidenten Julius Nyerere orientiert, hat der Held Erfolg, weil er es versteht, die konkurrierenden afrikanischen Völker im Widerstand zu einen. In Deutschland sind sowohl der Maji-Maji Aufstand als auch Kinjeketile nahezu unbekannt.

Ebrahim Hussein arbeitete im Jahre 1970 als Assistent des Theaterwissenschaftlers Prof. Dr.Joachim Fiebach an der Humboldt-Universität Berlin, unterrichtete bis 1986 Theater in Tansania, bis er sich vom öffentlichen Leben zurückzog und (gesundheitlich angeschlagen)nur noch literarisch arbeitete. Sein Stück "Kinjeketile" wurde 1969 in Kisuaheli, 1970 in Englisch und schließlich 1974 in einer Übersetzung von Joachim Fiebach in Deutsch veröffentlicht.

Hussein schreibt dazu in seiner Vorbemerkung: "Zu Beginn unseres Jahrhunderts begannen die deutschen Kolonialisten, im südlichen Tansania Baumwolle zu pflanzen. Sie zwangen die Matumbi zur Arbeit in ihren Pflanzungen. (...) Als die Deutschen ins Land kamen, zwangen sie den Matumbi Steuern auf. Kinjeketile brachte dem Volk die Bedeutung des Begriffes Einheit bei. (...) Ich habe versucht, in meinem Stück drei Dinge darzustellen: Erstens wollte ich zeigen, wie sich die Matumbi zu dem brutalen Eindringen der Deutschen verhielten. Besonders soll das Herr-Knecht-Verhältnis gestaltet werden. Zweitens versuchte ich, die politische Atmosphäre dieser Periode (1890-1904) zu skizzieren. Drittens berührte ich das Thema der ökonomischen Ausbeutung der Afrikaner durch die Deutschen. Tansania wurde um seine Produkte und Arbeitskräfte betrogen."

11.-12.11.2005
"Symposium zum hundertsten Gedenken des Maji-Maji-Aufstandes in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika"

Veranstalter:
Berliner Missionswerk
Ort: Berlin

12.11.-6.12.2005
"Kolonialismus und Erinnerungskultur - 100 Jahre nach dem Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (Tansania)"

Workshops, Theater, Vorträge
Veranstalter: Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V.
Ort: Hamburg
Infos

13.11.2005, 14.00 Uhr
Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag des Maji-Maji Aufstandes

Veranstalter:
Benediktinerabteil St. Ottilien, Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte, Berliner Missionswerk, Berufsbildende Schule Hannover, DETAF e.V., Freundeskreis Bagamoyo e.V., Kath. Diözese Würzburg, Missionswerk der ev.-luth. Kirche in Bayern, Nordelbisches Missionswerk, Tanzania-Network.de e.V., Twende Pamoja Berlin, Vereinigte Evangelische Mission, Werkstatt der Kulturen Berlin.
Ort: Berlin, Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32 

11.-12.3.2006
Tagung "Deutschland Postkolonial - Erinnern und Versöhnen"

Veranstalter:
DEPO, DETAF, Deutsch-Kamerunische Gesellschaft e.V., Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V., Fachschaft Afrikanistik der Universität Köln, ISSA und tanzania-network.de
Ort: AZK, Johannes-Albers-Allee 3, Königswinter
Info


Veranstaltungen in Tansania

21.-27.02.2006
Maji-Maji-Gedenkveranstaltung in Songea

Vom 21.-27. Februar fand in Songea eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des 100. Jahrestages des Maji-Maji-Aufstandes statt. Das Programm, bestehend aus einer Ausstellung, einer Tagung lokaler Historiker, Theateraufführungen und Ortsbesichtigungen, wurde von der Fakultät für Kunst und Sozialwissenschaften der Universität Dar es Salaam durchgeführt. Kooperationspartner waren Tanzania People's Defence Forces, das Nationalmuseum und die Songea Development Foundation. Songea war als Veranstaltungsort ausgewählt worden, weil sich hier das einzige Maji-Maji-Museum des Landes befindet und hier jährlich am 27. Februar der aufgehängten Widerstandskämpfer gedacht wird. An den veranschlagten Kosten für die Renovierung der Gedenkstätte will sich auch die Bundesrepublik Deutschland beteiligen, die an der Gedenkveranstaltung durch ihren Botschafter Wolfgang Ringe vertreten war.