21.01.09

Hochrangige Regierungsdelegation aus Sansibar besucht Helgoland


Helgoland

Helgoland

Jetzt ist er ein gutes Stück voran gekommen bei seinem Vorhaben, freundschaftliche Bande zwischen den Inseln Sansibar und Helgoland zu knüpfen. Jürgen Gotthard, Honorarkonsul von Tansania, der in Bönningstedt lebt, hat es geschafft, dass erstmals seit 1990 wieder eine offizielle Delegation aus Ostafrika auf der Nordseeinsel empfangen wird. Am 13. und 14. Februar wird Gotthardt den stellvertretenden Ministerpräsidenten von Sansibar, Ali Juma Shamuhuna, nach Helgoland begleiten.

"Die Afrikaner sind sehr an engen Beziehungen zum Kreis Pinneberg und Helgoland interessiert", erklärt Gotthardt, für den ein Traum in Erfüllung gehen würde, wenn dies gelänge. Schließlich hätten beide Inseln "einen geschichtlichen Hintergrund": 1890 sind sie in einem Vertrag zwischen dem deutschen Kaiserreich und der britischen Krone erwähnt, in dem beide Mächte ihre Interessen absteckten (siehe Kasten). Gotthardt: "In Zeiten der Globalisierung kann es nicht sein, dass die Afrikaner vergessen werden. Das ist auch eine Chance für uns. Wir können viel voneinander lernen."

Wie wichtig die Sansibaris diesen Besuch in Pinneberg und Helgoland nehmen, zeigt die Zusammensetzung der Delegation: Vizepremier Shamuhuna wird begleitet von seinem halben Regierungskabinett, darunter der Minister für Tourismus, Handel und Investment sowie ein Mitglied des Parlaments. Vor allem die Belebung des Fremdenverkehrs, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch sowie Unterstützung bei der heimischen Ausbildung erhoffen sich die Verantwortlichen des Eilandes aus dem Indischen Ozean von ihren Gesprächen im Kreis Pinneberg, betont Gotthardt. "Finanzielle Interessen spielen keine Rolle."

Der Honorarkonsul weiß, dass es noch vieler Gespräche bedarf, um sie einmal in eine echte Partnerschaft münden zu lassen. "Das ist wie in der Liebe", sagt der Honorarkonsul über die vorsichtige Annäherung. "Da will man zunächst wissen, wie sieht die gute Dame aus, was hat sie zu erzählen, was hat sie im Kopf. Da ist es noch ein weiter Weg vom ersten Blumenstrauß bis zur Hochzeit."

Noch dazu, wo der erste Anlauf vor einem Jahr missglückte. Im März 2008 scheiterte der Antrag der CDU im Kreistag bei Stimmengleichheit, nur zu prüfen, ob eine Partnerschaft zwischen Helgoland und Sansibar sinnvoll sein könnte. Damals dachte der Bönningstedter, die Brücken seien abgebrochen. Umso froher ist er nun, dass er Helgolands Bürgermeister Frank Botter überzeugen konnte, die Delegation aus dem fernen Sansibar auf seine Insel einzuladen. "Wir sind gastfreundlich. Das ist doch selbstverständlich", erklärt Botter, der aber skeptisch ist, ob bei der räumlichen Distanz eine lebendige Partnerschaft zwischen den Inseln möglich ist. "Aber wir schließen nichts aus. Wir sind ordentliche Gastgeber und werden ihnen unsere schöne Insel zeigen." Auch wie Helgoland mit Wasser versorgt wird und seinen Abfall entsorgt, will er den Sansibaris vorstellen.

Auch SPD-Fraktionschef Hannes Birke zeigt sich gesprächsbereit. "Sollten sich neue Aspekte für eine Partnerschaft mit Sansibar ergeben, werden wir das vorbehaltsfrei prüfen."

(Burkhard Fuchs in "Hamburger Abendblatt" vom 21.1.2009)