16.11.08

Bereits 170 traditionelle Heiler verhaftet: Weitere brutale Übergriffe auf Albinos


Albino

Trotz weltweiter Empörung, UN-Resolutionen und einer zum harten Durchgreifen entschlossenen tansanischen Regierung wird die Öffentlichkeit erneut mit weiteren Übergriffen auf Albinos konfrontiert: In der vergangenen Woche berichtete nicht nur die Weltpresse vom versuchten Verkauf einer Albino-Ehefrau an einen kongolesischen Händler, sondern auch von dem Versuch in Südtansania, einem Mädchen und einem Baby die Gliedmaßen abzuhacken. Nach Zeitungsberichten konnte sich das Mädchen vor den Angreifern erfolgreich verstecken.

Die englische Tageszeitung "Guardian" berichtet in ihrer heutigen Sonntagsausgabe von einer jungen Mutter, die auf Anweisung ihrer Familie ihr Baby alleine in einer Hütte zurück ließ, wo ihm unbekannte Männer die Beine abhackten und sein Blut tranken. Die Gräber verstorbener Albinos werden mittlerweile mit Zement verschlossen, um eine spätere Schändung zu verhindern (s. Foto). Alleine im Jahr 2008 sind bislang 28 Albinos ermordet worden - bei einer noch weitaus höher geschätzten Dunkelziffer.

Die tansanische Tageszeitung "Daily News" berichtete von der Verhaftung eines Mannes, der versuchte, in einer Tasche einen Albino-Babykopf über die Grenze zu bringen. Angeblich hätte er laut Polizeiangaben den Kopf bei einem Heiler nach dem Gewicht bezahlt.

Die Selbstorganisation der Albinos in Tansania berichtet, dass im Anschluss an eine Albino-Demonstration in Dar es Salaam am 19.10. eine Albino-Frau verfolgt und ihr ein Arm mit der Machete abgehackt wurde. Der andere schwer verletzte Arm mußte später amputiert werden.

Die Schätzungen über die Zahl der in Tansania lebenden Albinos gehen weit auseinander und reichen von 13.000 - 370.000. Präsident Kikwete hat eine landesweite Zählung in Auftrag gegeben, um die genaue Zahl der bedrohten Menschen zu ermitteln. In einigen Orten werden Albino-Kinder inzwischen sogar schon unter Polizeischutz zur Schule gebracht.

Auf Veranlassung des Staatspräsidenten, der auch um den guten Ruf Tansanias in der Weltöffentlichkeit fürchtet, wird gegenwärtig rigoros gegen alle traditionellen Heiler vorgegangen, die behaupten, dass das Essen von Albino-Menschenfleisch Glück und Reichtum bedeutet. 170 Heiler sind bereits von der Polizei verhaftet worden, auf etliche wartet ein Gerichtsverfahren.