14.11.07

Für 10 EUR können 700 Schulkinder in Tansania eine warme Mahlzeit erhalten


Lehrer und Eltern der Marienschule Ahlen

Lehrer und Eltern der Marienschule Ahlen

„Kein Kind ohne Mahlzeit“ – dieses Ziel hat unlängst die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen propagiert und für zunächst zwei Jahre ein Sonderprogramm aufgelegt, um Ganztagsschülern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme an der Mittagsverpflegung zu ermöglichen. Bei der Zuschussberechnung wird ein Preis von 2,50 Euro pro Essen zugrunde gelegt. Zehn Euro kostet also die Verpflegung von vier Kindern.

Unglaublich, aber wahr: Für die gleiche Summe können demnächst im tansanischen Bagamoyo täglich rund 700 Kinder satt werden. Da gibt’s dann zwar nicht mehrere Gänge, keine Suppe vorweg oder Pudding zum Nachtisch, sondern nur ein einfaches Porridge, aber Hauptsache, die Schüler an der Mwambao School bekommen wenigstens einmal am Tag etwas Warmes in den Bauch. Das ist für viele von ihnen, die überwiegend aus den ärmsten Familien Bagamoyos kommen, nämlich keineswegs selbstverständlich.

Und was nutzt die schönste Schule, wenn den Kindern der Magen knurrt und sie sich nicht konzentrieren können? Hier will darum jetzt die Ahlener Marienschule mit ihrer Hilfe für die Partnerschule in Afrika ansetzen. Als vorläufiger Höhepunkt der seit 2003 bestehenden Schulpartnerschaft war im vergangenen Jahr das noch aus der deutschen Kolonialzeit stammende Hauptgebäude der Mwambao School renoviert und im Beisein des deutschen Botschafters in Tansania, Wolfgang Ringe, feierlich übergeben worden (die „AZ“ berichtete). Zwischenzeitlich wurde auch ein fast komplett neu errichteter Nebentrakt fertig gestellt, in dem sich zwei Klassenräume und die künftige Mensa befinden, in der die Essensausgabe erfolgen soll.

„Jetzt geht es darum, die Lern- und Lebensbedingungen der Schüler langfristig zu verbessern“, erklärte Helga Rohden bei einem Pressegespräch, an dem auch Schulpflegschaftsvorsitzender Helmut Flötotto sowie weitere Mitglieder aus dem „Arbeitskreis Mwambao“ teilnahmen.

Die Leiterin der Marienschule ist erst kürzlich, in den Herbstferien, wieder in Bagamoyo gewesen und hat vor Ort mit ihrem tansanischen Kollegen Alli Jumanne das Projekt „Porridge für jedes Kind“ in die Wege geleitet, bei dem beide ebenso wie 2006 bei der Baumaßnahme wieder auf die Unterstützung „ihrer“ Eltern zählen. Getreu dem Motto der Schulpartnerschaft, „Hand in Hand“, soll es „nicht nur ein Geben auf der einen und ein Nehmen auf der anderen Seite“ sein, betont Helga Rohden. Also werden die Mütter und Väter der Mwambao-Schüler sich um den Einkauf der Zutaten sowie um die Zubereitung des Haferbreis in einer selbst gebauten, mit Holzkohle befeuerten Kochhütte kümmern – die Marienschule stellt die Finanzierung sicher.

Wie, erläutert Helmut Flötotto: „Wir haben uns überlegt, so genannte Anteilsscheine im Wert von zehn Euro zu verkaufen. Wer einen solchen Schein erwirbt, kann so für einen ganz bestimmten Tag die Schulspeisung an der Mwambao School garantieren.“ Das könnte der eigene Geburtstag oder Hochzeitstag, aber auch ein beliebiges Datum sein. In einem großen Wandkalender an der Marienschule werden alle Spender eingetragen. Im Idealfall für 2008 also 250 – so viele Unterrichtstage hat das Schuljahr in Tansania.Der Startschuss für die Aktion fällt am 14. November im Rahmen des jährlichen „Buchtages“ an der Marienschule (15 bis 17 Uhr). Der ist diesmal zwar der „Mutter“ von Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgren, gewidmet. Aber es gibt, wie immer, auch einen „Afrika-Raum“. Und auf dem „Ahlener Advent“ wird der „Arbeitskreis Mwambao“ am 5. und 6. Dezember ebenfalls wieder einen Stand haben. Mit seinem Anliegen sicher keinen schweren.

(Peter Harke in "Ahlener Zeitung" v. 13.11.2007)