11.11.07

Missionswerke legen Schuldbekenntnis für Kolonialismus ab


Kautschukplantage um 1910

Kautschukplantage um 1910

Sechs kirchliche Missionswerke in Deutschland haben ein Schuldbekenntnis im Blick auf die deutsche Kolonialzeit in Ostafrika abgelegt: „Wir bekennen, dass Christinnen und Christen aus unserem Land die gewaltsame Unterdrückung von Völkern im Gebiet des heutigen Tansania durch ihre Zusammenarbeit mit der Kolonialverwaltung unterstützt haben“, heißt es in dem am 8. November veröffentlichten Dokument.

Anlass für die Erklärung ist der Maji-Maji-Krieg vor 100 Jahren. Zwischen 1905 und 1907 rebellierten etwa 20 Stämme vor allem gegen die deutschen Kolonialherren. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Historikern zufolge sollen mehr als 100.000 Menschen im Krieg und an seinen Folgen gestorben sein. In der deutschen Kolonie waren damals protestantische Missionsgesellschaften und katholische Orden tätig, aus deren Arbeit verschiedene Kirchen hervorgegangen sind.

„Wir sind uns unserer historisch-kolonialen Verantwortung bewusst“, erklärte der Direktor von Mission EineWelt, Hermann Vorländer (Neuendettelsau/Mittelfranken). Das Schuldbekenntnis wurde an den Leitenden Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, Alex Malasusa (Arusha), übergeben.

Warnung vor „neokolonialen Tendenzen“

In der Erklärung warnen die Missionswerke „wirtschaftlicher Dominanz und neokolonialen Tendenzen“ in der Gegenwart. Dagegen wolle man gemeinsam mit den Christen in Tansania aufstehen. An die Bundesregierung, Kirchen, Parteien und Wirtschaft wird appelliert, sich zu den Verbrechen während der Zeit des Kolonialismus zu bekennen und sich der daraus resultierenden Verantwortung zu stellen.

Zu den Unterzeichnern gehören neben Mission EineWelt das Leipziger und Berliner Missionswerk, das Nordelbische Missionszentrum, die Herrnhuter Missionshilfe und die Arbeitsstelle Eine Welt der Kirchenprovinz Sachsen.