18.06.22

Tansania unterzeichnet 30 Milliarden Dollar Gasabkommen


Erdgasfelder in Tansania (Foto: Tanzaniainvest)

Am 11. Juni hat Tansania in Gegenwart von Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan sein erstes großes Gasförderungsabkommen mit den Energiekonzernen Equinor (Norwegen) und Shell (Großbritannien/Niederlande) abgeschlossen. Das Rahmenabkommen umfasst den Bau eines 30-Milliarden-Dollar teuren Gaskomplexes, des viertgrößten Afrikas mit einem voraussichtlichen Förderungsbeginn (nach einer endgültigen Investitionsentscheidung) im Jahr 2025 und der Inbetriebnahme des Flüssigerdgas (LNG)-Terminals in Lindi (Südost-Tansania) in 2029/30.

Die Produktionskapazität soll 10 Millionen Tonnen LNG pro Jahr erreichen. Davon sind 7,5 Millionen Tonnen für den Export vorgesehen. Etwa 10 % des Gases wird für die tansanische Stromversorgung reserviert.

"Die größte Erdgaserschließung in der Geschichte unseres Landes"

Energieminister January Makamba in Dodoma: „Dies ist die größte Erdgaserschließung in der Geschichte unseres Landes. Dieses Projekt wird unsere Wirtschaft erheblich verändern.“ Die geografische Lage Tansanias mache es einfach, Erdgas in andere Länder zu transportieren, insbesondere in asiatische Länder, die nach neuen Energiequellen suchen.

Equinor fördert gemeinsam mit ExxonMobil (USA) bereits Gas circa 100 km vor der südtansanischen Küste. Nach eigenen Angaben wurden dort 566 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefunden. Shell hat nach eigenen Angaben zusammen mit Ophir Energy (Großbritannien) und Pavilion Energy (Singapur) 453 Milliarden Kubikmeter Gas in der gleichen Region entdeckt und zwei Offshore-Anlagen aufgebaut.

"Total und Eni sind aus dem Spiel"

Nach Medienberichten wurden die Konkurrenten Total (Frankreich) und Eni (Italien) von dem jetzigen Vertragsabschluss völlig überrascht. Sie hatten in den vergangenen Monaten mehrere Gespräche mit der tansanischen Regierung geführt und ihre Einladung zum 4. Öl- und Gaskongress in Tansania am 2. August als ein positives Signal bewertet.

"Die Unterzeichnung des Gasabkommens mit Shell und Equinor wirft die beiden Konkurrenten jedoch aus dem Spiel", schreibt "Le Journal de l'Afrique" und vermutet: "Nach den vielen Skandalen um die Uganda-Tansania-Pipeline von Total, die East African Oil Pipeline (EACOP), scheint Tansania weniger von der Leistung des französischen Konzerns überzeugt zu sein."

Auch der Rückzug von Total aus seinem Projekt Cabo Delgado in Mosambik, nur 40 Kilometer von den tansanischen Gasfeldern entfernt, soll angeblich Zweifel an der Zuverlässigkeit des französischen Partners geweckt haben.

Tansania als Profiteur der internationalen Energiekrise?

Die Unterzeichnung des Abkommens mit Shell und Equinor wird von Beobachtern als ein Versuch Tansanias gewertet, von der gegenwärtigen globalen Energiekrise zu profitieren. Bereits kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatte Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan den europäischen Staaten eine zukünftigen Versorgung mit Gas angeboten.

Neues Erdgaskraftwerk eröffnet

Passend zur Mitteilung über den Vertragsabschluss wurde gestern die Inbetriebnahme eines von insgesamt vier neuen Erdgaskraftwerken gemeldet. Das Kraftwerk mit einer Kapazität von 45 MW soll 35 Jahre laufen und mit lokal erzeugtem Gas Stromengpässe in Dürreperioden verhindern. 2021 musste in mehreren Teilen des Landes der Strom rationiert werden, nachdem die Trockenheit mehrere Wasserkraftwerke lahmgelegt hatte.