06.04.21

Flüchtlingsdrama am Ruvuma River: Schwere Vorwürfe der UN an Tansania


Aktualisierung  Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen hat Tansania heute beschuldigt, mehrere hundert Asylbewerber, die vor islamistischen Angriffen aus der mosambikanischen Küstenstadt Palma geflohen sind, zurückgewiesen zu haben. Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) führte in einer Erklärung Berichte an, wonach mehrere Familien aus Palma vergeblich versucht hätten, Asyl im nahegelegenen Tansania zu suchen: "Am 4. April wurde UNHCR darüber informiert, dass rund 600 mosambikanische Asylbewerber die Grenze nach Tansania überquerten und über Negomano nach Cabo Delgado zurückgewiesen wurden."

Laut UNHCR sind zwischen dem 24. März und dem 2. April fast 10.000 Menschen aus Palma in Mosambiks nördlicher Provinz Cabo Delgado geflohen. Insgesamt sollen mehr als 700.000 Menschen seit Beginn des bewaffneten Aufstands in Cabo Delgado und den benachbarten Provinzen gewaltsam vertrieben worden sein.

Noch Ostern hatte die Polizei eine größere Anzahl an Flüchtlingen dementiert

Noch an den Osterfeiertagen hatten die tansanische Polizei und der Regional Commissioner der Mtwara Region Medienberichte dementiert, wonach mehrere hundert Flüchtlinge aus dem Norden Mosambiks über dem Ruvuma River nach Südtansania geflüchtet sind. Nach Angaben von Polizeipräsident Mark Njera setzte lediglich "eine kleine Gruppe" mit einem Boot über den Ruvuma. Dies wurde auf Anfrage der Tageszeitung 'The Citizen' vom Sprecher der Einwanderungsbehörde von Tansania, Paul Msele, und von Regional Commissioner Gelasiu Byakanwa bestätigt.

Die Polizei sicherte allen Bewohnern der Mtwara Region Schutz vor islamistischen Anschlägen zu.

Islamistische Massaker in Nordmosambik

Die Vereinten Nationen hatten Ende März Alarm geschlagen: Die Lage im Grenzgebiet zwischen Mosambik und Tansania am Ruvuma River spitzte sich zu. In der Küstenstadt Palma (Mosambik) waren zahlreiche Menschen von Islamisten, die mehrere Tage die Stadt belagert und schließlich erobert und zerstört hatten, brutal ermordet worden. Nach Angaben von 'Save the Children' sollen sogar Kinder enthauptet worden sein. Der Energiekonzern Total, der vor der Küste Erdgas fördert, brachte circa 1.000 Mitarbeiter in Sicherheit und stellte später die Produktion ein.

Die Zahl der Todesopfer wird nach UN-Angaben auf über 2.000 geschätzt. Die Islamisten in Mosambik sollen mit der Terrormiliz 'Islamischer Staat' (IS) in Verbindung stehen.

"Terror in Südostafrika: Verzweifelte Hilferufe nach Islamistenattacke in Mosambik"
Frankfurter Rundschau vom 30.3.2021