19.03.21

Staatspräsident John Magufuli ist tot


Die Nachricht über den Tod des Präsidenten (Foto zum Vergrößern anklicken)

Der tansanische Staatspräsident John Magufuli ist am vergangenen Mittwoch, 17. März, um 18 Uhr im Alter von 61 Jahren im Mzena Hospital in Daressalam gestorben. Als Todesursache gab Vize-Präsidentin Samia Suluhu Hassan (CCM) in einer TV-Ansprache ein "Herzleiden" an, das seit dem 6. März von Ärzten des Jakaya Kikwete Cardiac Institute behandelt worden sei.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, am Mittwoch nicht zur Arbeit zu gehen. Hassan kündigte eine 14-tägige Staatstrauer und eine landesweite 14-tägige Trauerbeflaggung an. Das Staatsfernsehen sendete ausschließlich religiöse Musik. Das für Mittwoch angesetzte Fußball-Länderspiel Kenia-Tansania wurde kurzfristig abgesagt.

Vom Chemielehrer zum Staatspräsidenten

John Magufuli wurde 1959 als Kind einer Bauernfamilie in Chato (Geita Region) geboren. Nach dem Studium der Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Mathematik und Chemie an der Universität Daressalam arbeitete er als Industriechemiker und studierte Chemie mit einem Masterabschluss in England.  1995 wurde Magufuli für die Regierungspartei CCM ins Nationalparlament gewählt und im Jahr 2000 erstmals zum Arbeitsminister ernannt. In dieser Zeit promovierte er an der Uni Daressalam im Fach Chemie. 2015 folgte der erste und 2020 der zweite Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Magufuli hinterlässt seine Frau und fünf Kinder.

"Meinung: John Magufuli - verhasst und verehrt"
Deutsche Welle vom 18.3.2021

Trauer und Schockzustand in der Bevölkerung

In weiten Teilen der tansanischen Bevölkerung, die über zwei Wochen lang über den Zustand des Präsidenten im Unklaren gelassen worden war, herrscht tiefe Trauer. Die BBC zitierte am Donnerstag einen Tansanier mit den Worten: "Wir haben einen großen Herrscher verloren, wir waren diejenigen, die sich auf ihn verlassen haben. Ich habe nichts zu sagen, wir sind wegen dieses Todes in einem Schockzustand." Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von weinenden Menschen am Straßenrand.

Bischof Fredrick Shoo (ELCT): "Beten für Trost und für eine positive Entwicklung des Landes"

Der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, Fredrick Shoo, zeigte sich am Donnerstag betroffen über den Tod des Präsidenten. In einer Pressemitteilung von Mission EineWelt (Neuendettelsau) wird er mit den Worten zitiert: „Wir sind schockiert über den Tod des Präsidenten der Vereinigten Republik Tansania, Dr. John Pombe Magufuli, und ich möchte Vizepräsidentin Samia Suluhu, der Familie von Präsident Magufuli, und allen Tansanierinnen und Tansaniern mein Beileid aussprechen.“ Weiter rief Bischof Shoo alle Menschen in Tansania dazu auf, zusammenzustehen. Er bat die Menschen, weiterhin zu Gott zu beten: für Trost in der schwierigen Situation und für eine positive Entwicklung des Landes.

"President Magufuli’s Death, his Successor, and the Future of Tanzanian Politics"
Interview mit Dr. Thabit Jacob (Tansania, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Entwicklungsökonomie und -politik an der Universität Roskilde/Dänemark) über das Erbe von Präsident Magufuli, die Aussichten auf einen friedlichen Machtwechsel und  die neue Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan
DIA (Democracy in Afrika) vom 18.03.2021 (in Engl., Film, 23 Min.)

US-Wirtschaftsportal: Hassan ist eine Chance für Tansania

Das in den USA ansässige Internet-Wirtschaftsportal Quartz schrieb am Donnerstag auf seiner Homepage über die zukünftige Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan: "Hassan ist eine bekannte Persönlichkeit in der ostafrikanischen Politik und nimmt häufig an Treffen der internationalen Völkergemeinschaft teil. Während Tansanias Verhältnis zu den Nachbarländern und zum halbautonomen Sansibar aufgrund der nationalistischen Politik von Magufuli unter Druck stand, könnte Hassan in einer guten Position sein, um diese Beziehungen wiederherzustellen."

Quartz schrieb weiter: "Die Hauptfrage ist nun, wie das Land mit der Covid-19-Pandemie umgehen wird. Ein anhaltender Denialismus (Realitätsleugnung) dürfte die Wirtschaft Tansanias schädigen und den Tourismuseinbruch des Landes verlängern oder sogar verschlimmern. Anhaltende Reisebeschränkungen behindern den Waren- und Personenverkehr und schränken das Wachstum im ostafrikanischen Handelsblock ein. Da Tansania noch keine Pläne zur Impfung seiner Bevölkerung hat, könnte es geächtet werden, wenn es seinen derzeitigen Ansatz zur Bekämpfung des Virus fortsetzt."

Business Council: "Ein Pionier der industriellen Vision Tansanias"

Der East African Business Council (EABC) bezeichnete Magufuli in einem Nachruf als "Pionier der industriellen Vision Tansanias" und erinnerte unter anderem an den Neubau der Eisenbahn, die Wiederbelebung von Air Tanzania oder an den Bau des Julius-Neyere-Staudamms im Selous. Auch habe Magufuli Tansania aus der Gruppe der ärmsten Länder der Welt geführt. 

Oppositionführer sprach der Familie sein Beileid aus

Zitto Kabwe, Vorsitzender der Oppositionspartei ACT-Wazalendo, sprach Magufulis Familie sein Beileid aus. Kabwe: "Dies ist ein beispielloser Moment für unsere Vereinigte Republik Tansania, der uns alle zweifellos auf sehr persönliche Weise bewegen wird. Meine unmittelbaren Gedanken sind bei Mama Janeth und der ganzen Familie unseres verstorbenen Präsidenten." Kabwe wünschte der neuen Staatspräsidentin "Segen, Mut und Geduld". "Meine Tansanier, lasst uns weiterhin für Geduld und Verständnis beten. Dies ist ein Moment, um unsere Reife und Integrität als Nation zu demonstrieren", fügte Kabwe hinzu.

Fatma Karume: "Hoffentlich eine Abkehr von einer schrecklichen Vergangenheit"

Die bekannte, mit einem Berufsverbot belegte oppositionelle Juristin Fatma Karume zeigte sich getroffen, wird heute von der BBC aber auch mit den Worten zitiert: ""Seit der Machtübernahme hat sich das Land verändert. Es ist eine Nation geworden. Aber auch unsere Freiheit ist zerstört worden." Karume: "Ich hoffe, dass es eine Abkehr von einer schrecklichen Vergangenheit sein wird - einer Vergangenheit, in der wir gesehen haben, wie Tansanier verschwunden sind und beispiellose Angriffe auf die legale Opposition durchgeführt wurden."

Der in Belgien lebende unterlegene Präsidentschaftskandidat Tundu Lissu (Chadema) behauptete heute, Magufuli sei an einer Corona-Erkrankung und in Wirklichkeit bereits vor einigen Tagen gestorben.

Boris Johnson: "Meine Gedanken sind in Tansania"

Der britische Premierminister Boris Johnson brachte sein Mitgefühl über den Tod von Magufuli zum Ausdruck. "Meine Gedanken sind bei seinen Lieben und bei den Menschen in Tansania", schrieb er auf Twitter.

Ned Price sagte als Sprecher des US-Außenministeriums, dass sein Land die Menschen in Tansania weiter unterstützen werde, um sich für den Erhalt der Menschenrechte, Freiheiten und die Bekämpfung der Corona-Pandemie einzusetzen. Price: "Wir hoffen, dass Tansania sich weiter auf dem Weg der Demokratie und des Wohlstands bewegt."

China: "Ein herausragender Führer"

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, würdigte Magufuli für seine Entwicklung der Beziehungen zu China und für seine wichtigen Beiträge zur bilateralen Zusammenarbeit. Zhao bezeichnete ihn als "herausragenden Führer und überzeugten Verteidiger der nationalen Souveränität gegen ausländische Einmischung".

7-tägige Nationale Trauer in Kenia

Der kenianische Staatspräsident Uhuru Kenyatta hat zum Gedenken an John Magufuli eine 7-tägige Nationale Trauer ausgerufen. Außerdem ordnete er für alle öffentlichen Gebäude eine Trauerbeflaggung bis zur Beerdigung des verstorbenen tansanischen Staatspräsidenten an.

Der ugandische Staatspräsident Yoweri Museveni bezeichnete Magufuli als einen "starken Anwalt für die Einheit Ostafrikas" und bezeichnete ihn als einen "großen Sohn Afrikas und pragmatischen Führer, der an die wirtschaftliche Stärke der Ostafrikaner geglaubt und sich für sie eingesetzt hat."

Nigerias Ex-Präsident Goodluck Jonathan nannte den verstorbenen Staatspräsidenten einen "hellen Stern", welcher Afrika genommen worden sei.

"Tansanias Staatschef gestorben: Der Präsident, der Corona leugnete"

 

TAZ vom 18.3.2021

"Tod von John Magufuli: Ein Autokrat und hartnäckiger Corona-Leugner"
FAZ vom 18.3.2021

"Tansanias Präsident John Magufuli ist tot"
Die Presse (Wien) vom 18.3.2021

"Tansanias 'Bulldozer' ist tot"
SRF vom 18.3.2021

"Gerüchte über Corona-Infektion: Tansanias Präsident Magufuli ist gestorben"
Tagesschau vom 18.3.2021 (mit Film)

"Rais wa Tanzania John Magufuli afariki"
Mwananchi (Tansania) vom 17.3.2021
 



18 Tage lang weltweite Spekulationen über den Gesundheitszustand und Aufenthaltsort des Präsidenten

Magufuli war vor seinem Tod 18 Tage lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen worden. Dies hatte weltweit zu Spekulationen über eine mögliche Corona-Erkrankung geführt. Mehrere große Nachrichtenagenturen, die eine Erkrankung Magufulis vermuteten, versuchten in dieser Zeit vergeblich, von der tansanischen Regierung eine Auskunft zu erhalten.

Vizepräsidentin: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Person krank wird"

Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan hatte noch am vergangenen Montag im Handeni District (Tanga Region) die Bevölkerung aufgefordert, sich nicht von „umherschwirrenden Gerüchten“ beunruhigen zu lassen. Das Land sei in Sicherheit. Nach Angaben der tansanischen Tageszeitung 'The Citizen' sagte sie, es sei nicht ungewöhnlich, dass eine Person krank werde: "Es ist ganz normal, dass es einer Person nicht gut geht und sie sich mit der Grippe infiziert oder Fieber bekommt. Dies ist die Zeit, in der sich die Tansanier durch Gebet vereinen."

Premierminister: "Magufuli ist gesund und arbeitet"

Der tansanische Premierminister Kassim Majaliwa wurde vor wenigen Tagen in den staatlichen Medien Tansanias sogar mit der Aussage zitiert, dass John Magufuli gesund sei und arbeiten würde. Der Premierminister bat die Tansanier, "ruhig zu sein, weil Präsident John Magufuli in Sicherheit sei und er seiner Arbeit nachgehe". Im Ausland lebende Tansanier würden die Gerüchte von einer schweren Erkrankung Magufulis in die Welt setzen - womit vermutlich vor allem der in Belgien lebende Oppositionsführer Tundu Lissu (Chadema) gemeint war.

Mehrere Festnahmen wegen des Verdachts auf Verbreitung von Gerüchten

Der tansanische Justizminister Mwigulu Nchemba hatte nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP am 11. März über Twitter mit einer Haftstrafe von 3 Jahren für die Verbreitung von Gerüchten über die Gesundheit von John Magufuli gedroht. Nchemba: "Der Führer des Landes ist kein Mitarbeiter einer Kirchengemeinde, der immer im kirchlichen Dienst sein sollte. Der Führer des Landes ist kein Fernsehmoderator, dessen Abwesenheit man in einer Show in Frage stellen könnte. Der Führer des Landes ist kein Leiter eines Joggingclubs, den man immer in den Straßen sehen sollte". Nchemba bezeichnete die Veröffentlichung falscher Information als "Cyberkriminalität".

Die BBC berichtete am Montag, dass bislang vier Personen wegen des Verdachts auf Verbreitung von Gerüchten in den sozialen Medien über eine Erkrankung Magufulis festgenommen worden seien. Die Opposition hat gestern die sofortige Freilassung der Inhaftierten verlangt.

Zahlreiche Berichte in deutschsprachigen Medien

Mehrere Medien aus dem deutschsprachigen Raum hatten in den vergangenen Tagen das Thema aufgegriffen:

•  "Ist Afrikas bekanntester Corona-Skeptiker selber an Covid-19 erkrankt?"
    Neue Zürcher Zeitung vom 14.3.2021

•   "An Corona erkrankt?: Rätsel um Tansanias Präsident Magufuli"
     FAZ vom 13.3.2021

•   "Tansanias Präsident John Maguguli: Vom Corona-Leugner zum Patienten?"
     Frankfurter Rundschau vom 12.3.2021

•  "Warum Tansanias 'Dampfwalze' das Lachen über Corona vergehen dürfte"
    'Der Standard' (Wien) vom 12.3.2021

•  "Dritte Coronawelle in Ostafrika: Tansanias oberster Querdenker"
    SPIEGEL vom 11.3.2021

•  "Der Präsident, der über Corona lacht, ist nun wohl krank"
    Süddeutsche Zeitung vom 11.3.2021

•  "Präsident von Tansania womöglich schwer an Covid erkrankt"
    'Die Presse' (Wien) vom 11.3.2021