18.03.09

Aus der Traum für 200.000 geplante Jobs: Schwedische Firma zieht sich aus alternativem Mega-Energieprojekt zurück


SEKAB-Sticker

SEKAB-Sticker

Die schwedische Firma Swedish Ethanol Chemistry AB (SEKAB) hat angekündigt, sich aus ihrem gigantischen Megaprojekt zur Gewinnung von Bioethanol u.a. im Bagamoyo District zurückzuziehen. Geplante weitere Investitionen in Höhe von 300 Mill. EUR würden zurückgestellt. Ursache sei die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise.

SEKAB hatte auf der Razaba Farm im Bagamoyo District bereits eine große Fläche angepachtet, um dort eine erste Zuckerrohr-Plantage anzubauen. 200 ha sind bereits bepflanzt worden, ein Wasserreservoir für 10 Millionen Liter, das vom Ruvu River abgezweigt werden sollte, ist bereits unmittelbar am Ortseingang von Bagamoyo gebaut worden.

 

Insgesamt sollten alle Anbauflächen bis zum Jahr 2025 das unglaublich große Gebiet von zwei Millionen Hektar (das ist die Größe von Rheinland-Pfalz) u.a. in den Distrikten Bagamoyo, Rufiji und Kilkwa umfassen. Bereits ab dem Jahr 2012 war die Produktion von jährlich 100 Mill. Liter Bioethanol vorgesehen und sollte als umweltfreundlicher Treibstoff für PKWs weltweit exportiert werden.

Das gigantische Vorhaben sollte als Joint Venture mit der tansanischen Regierung durchgeführt werden. Noch in der letzten Woche hatten die Regierungen von Schweden und Norwegen einen Kredit in Höhe von 4 Mill. US-Dollar für die Entwicklung einer Industrie für erneuerbare Energien in Tansania bewilligt.

SEKAB ist der führende europäische Lieferant von erneuerbaren Kraftstoffen. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung eines Marktes für Bioethanol in Nordeuropa sowie auf die Errichtung und den Betrieb von Produktionsanlagen für Ethanol. SEKAB ist ausserdem weltweit führend in der Entwicklung von Technologien und Produktionsverfahren für Ethanol aus Zellulose und betreibt hierfür seit 2004 eine Versuchsanlage. Der Geschäftsumsatz betrug im Jahr 2007 2 Milliarden SEK. Die Unternehmenszentrale und die Versuchsanlage befinden sich in Örnsköldsvik in Schweden.

In der "Berliner Zeitung" vom 26.4.2008 wurde das Vorhaben, das Tansania zum einem "alternativen Kuweit Afrikas" machen sollte, wie folgt beschrieben:

 

"Das Tansania-Projekt: Jobs gegen Armut

 

Die schwedische Stiftung für Bioethanol Baff und die Regierung Tansanias planen, bis 2025 zwei Millionen Hektar für Zuckerrohr zu erschließen, elf Prozent des bebaubaren Landes, vor allem Grasland-Brachen. Es kommen nur Gegenden in Frage, die weder wertvollen Baum- noch Wildbestand haben. Es gibt viel davon im südlichen Afrika, in Tansania sehr viel. Die Bevölkerung bleibt in ihren Dörfern. Die Firma SEKAP least die Felder für 99 Jahre.

 

Je 20 000 Hektar entsteht eine Ethanolfabrik, insgesamt hundert. Jede liefert aus Abwärme Strom. Straßen, Häuser, Schulen und Krankenhäuser werden gebaut. Zwischen den Zuckerplantagen werden Nahrungsmittel und Wald wachsen. Weil man modern, also mit Maschinen statt mit Buschmessern und Hacken arbeiten will, entstehen nicht 700 000, sondern 200 000 Jobs; etwa zwei Millionen Menschen können aus absoluter Armut aufsteigen.

 

Daressalam bekommt mit Ethanol-Bussen ein öffentliches Transportnetz - betrieben mit Billigsprit von nebenan."

 

Dieser Traum scheint nun (vorerst?) ausgeträumt.