18.02.09

Bankgeschäfte über Handy: Zain startet mobilen Finanzdienst in Tansania


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Der panafrikanische Netzbetreiber Zain, in Europa vor allem durch seine Tarife ohne Roaming-Aufschläge bekannt geworden, startet in Ostafrika ein mobiles Bank-Produkt namens Zap. Den über 100 Millionen Einwohnern Kenias, Tansanias und Ugandas wird damit die Möglichkeit geboten, am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilzunehmen. Unterdessen unterstützt die Bill & Melinda Gates Stiftung die Forschung im Bereich mobiler Finanzprodukte für Menschen ohne Bankkonto. Und der kenianische M-Payment-Pionier Safaricom wurde am Dienstag auf dem Mobile World Congress (MWC) mit dem Preis für den besten Mobile Money Service ausgezeichnet.

 

Zap wird zunächst in Kenia und Tansania gestartet und alsbald auf Uganda ausgedehnt. In der Folge soll Zap auch auf die übrigen 19 Zain-Märkte in Afrika und dem Nahen Osten ausgedehnt werden. In Zusammenarbeit mit der Citigroup und der Standard Chartered Bank ermöglicht Zain es seinen Kunden damit, rund um die Uhr Geldüberweisungen am Handy zu empfangen und abzuschicken, Rechnungen zu bezahlen, Geld zu und von Bankkonten zu überweisen, Bankkonten zu verwalten, bei tausenden Vertriebsstellen Bargeld zu beheben und einzuzahlen sowie eigene und fremde Mobilfunk-Guthaben (auch in einem der anderen Länder) aufzuladen.

 

In den drei Start-Ländern haben 80 bis 95 Prozent der Einwohner keinen Zugang zu Bankdienstleistungen. Die Wirtschaft basiert daher bislang weitgehend auf Bargeld, was Sicherheitsrisiken birgt und viele Geldflüsse unwirtschaftlich macht und damit verhindert.

 

Während eines dreimonatigen Pilotprojekts hat der Getränkekonzern Coca Cola Zap dazu benutzt, Händler in Tansania zu bezahlen. In Kenia und Tansania werden Millionen von Kunden erstmals in der Lage sein, Stromrechnungen bargeldlos zu begleichen. Zain war nach eigenen Angaben der erste Netzbetreiber, der 2005 den Transfer von Mobilfunk-Guthaben zwischen Kunden eingeführt hat (Me2U). Seither wird dieser Dienst oft als informelles Bankkonto genutzt. In Kenia, Tansania und Uganda werden monatlich mehr als 10 Millionen Dollar (7,8 Millionen Euro) an Mobilfunkguthaben transferiert.

 

Das bisher erfolgreichste Mobile Finance Angebot, M-PESA hat der kenianische Netzbetreiber Safaricom in Zusammenarbeit mit Vodafone und Sagentia realisiert. Bereits auf dem Mobile World Congress 2008 erregte es Aufsehen, dieses Jahr wurde es von der GSM Association mit dem Global Mobile Award in der Kategorie "Best Mobile Money Service" ausgezeichnet.

 

In Tansania betreiben e-Fulusi und der Netzbetreiber Zantel ein ähnliches System namens Z-PESA. Der Vorteil von Zains Zap liegt in der internationalen Ausrichtung und der Tatsache, dass Zain-Kunden ihr mobiles Konto auch in den anderen Zain-Märkten verwalten können, ohne Roaming-Gebühren bezahlen zu müssen.

 

Die Bedeutung der mobilen Finanzdienste erkannt hat auch die Bill & Melinda Gates Stiftung. Sie unterstützt das Programm Mobile Money for the Unbanked der GSM Association mit einer Spende über 12,5 Millionen Dollar (9,8 Millionen Euro). Mit dem Geld sollen Untersuchungen im Bereich Regulierung und Marktforschung gefördert werden, damit Barrieren für die Einführung mobiler Finanzprodukten für banklose Menschen beseitigt und die Profitabilität unter Beweis gestellt werden können. Fünf Millionen Dollar sollen direkt in neue Projekte investiert werden. "Es gibt über eine Milliarde Menschen in Entwicklungsländern, die kein Bankkonto, aber ein Mobiltelefon haben", betonte Rob Conway, CEO der GSM Association. "Dies stellt eine riesige Gelegenheit dar, und Mobilfunker sind perfekt aufgestellt, um mobile Finanzservices zu dieser großteils unerschlossenen Kundengruppe zu bringen."

 

Aus: "Heise online" vom 18.2.2009