08.10.21

Abdulrazak Gurnah (Tansania) erhält Nobelpreis für Literatur


Abdulrazak Gurnah

Am 7. Oktober wurde der tansanische, in England lebende Schriftsteller Abdulrazak Gurnah überraschend mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

"Mit ihm hatte niemand gerechnet. Die Akademie lobte vor allem, dass er sich in seinem Werk kompromisslos mit den Auswirkungen des Kolonialismus auseinandersetzt, sowie mit dem Schicksal von Flüchtlingen, die eine 'Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten' überwinden müssten." (SPIEGEL vom 7.10.2021)

"Literaturnobelpreis für Abdulrazak Gurnah: Hoffnung auf Toleranz und Friedfertigkeit"
Deutschlandfunk Kultur vom 7.10.2021

"Literaturnobelpreis für Abdulrazak Gurnah: Ein ungewöhnlicher Autor"
TAZ vom 7.10.2021

"Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah: Postkolonial präzise"
Deutsche Welle vom 7.10.2021

Gratulation von Staatspräsidentin Hassan

Die tansanische Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan gratulierte Gurnah per Twitter mit den Worten: "Der Preis ist eine Ehre für Sie, für unsere tansanische Nation und für Afrika im Allgemeinen." Unter den bisherigen 118 Nobelpreisträgern für Literatur befinden sich nur sechs afrikanische und nur zwei schwarzafrikanische Autoren.

Auch der Präsident von Sansibar, Hussein Ali Mwinyi, gratulierte dem Preisträger und sagte: „Wir erkennen gerne Ihre Schriften an, die sich auf Diskurse im Zusammenhang mit dem Kolonialismus konzentrieren.“

Erste Kisuaheli-Übersetzung in Arbeit

Ida Hadjivayanis, Dozentin für Swahili-Studien in London und gebürtige Sansibarin, übersetzt derzeit den Roman 'Paradise' von Abdulrazak Gurnah aus dem Jahr 1994 ins Swahili. Sie machte gegenüber der britischen Presse darauf aufmerksam, dass viele Menschen in Tansania die Bücher von Gurnah noch nicht gelesen haben und forderte die Regierung auf, seine Werke in den Lehrplan der Schulen aufzunehmen.

Flucht aus Sansibar nach der Revolution

Gurnah wurde auf Sansibar geboren. Während der Revolution im Jahr 1964, schrieb Gurnah 2001, wurden „Tausende abgeschlachtet, ganze Gemeinden vertrieben und viele Hundert eingesperrt. In den darauf folgenden Trümmern und Verfolgungen beherrschte ein rachsüchtiger Terror unser Leben.“ Während dieser Unruhen flüchteten er und sein Bruder nach Großbritannien, wo Gurnah seitdem lebt.

Rückkehr nach Sansibar erst 17 Jahre später

Erst 17 Jahre später kehrte der Schriftsteller wieder nach Sansibar zurück. Gegenüber der britische Presse beschrieb Gurnah diesen Moment: „Es war erschreckend: 17 Jahre sind eine lange Zeit und natürlich gab es wie bei vielen Menschen, die umziehen oder von zu Hause wegziehen, vorab alle möglichen Fragen. Man ist sich nicht sicher, ob man das Richtige getan hat. Aber auch ohne zu wissen, was die Menschen von dir halten werden, weißt du, dass du dich verändert hast, dass du nicht mehr 'einer von ihnen' bist. Aber in Wirklichkeit ist nichts davon passiert. Du steigst aus dem Flugzeug und alle freuen sich, dich zu sehen.“

Zu den Büchern von Abdulrazak Gurnah