13.04.21

Vertragabschluss über neue Rohölpipeline von Uganda nach Tanga


Die Staatspräsidenten von Tansania und Uganda gestern in Entebbe (Foto: Daily News)

Korrigierte und aktualisierte Fassung  In Gegenwart der tansanischen Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan und des ugandischen Staatspräsidenten Yoweri Museveni haben vorgestern im State House in Entebbe (Uganda) die Regierung Ugandas und die beiden Ölkonzerne Total (Frankreich) und CNOOC (China) nach jahrelangen Verhandlungen mehrere Abkommen zur Kommerzialisierung der geplanten ostafrikanischen Rohölpipeline (EACOP) feierlich unterzeichnet. Lizenzinhaber Total SA und CNOOC hatten zuvor 66,66 Prozent der Anteile von Tullow Oil PLC (Großbritannien/Irland) erworben. Mit der Inbetriebnahme wird frühestens 2025 gerechnet.

Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie war ein tansanisches Staatsoberhaupt inklusive der gesamten Begleitung öffentlich mit einer Schutzmaske zu sehen.

"Staatspräsidentin Suluhu Hassan in Uganda"
KTN-News vom 11.4.2021 (TV-Bericht 2:06 Min.)

Vertragsunterzeichnung an einem historischen Datum

Die Vertragsunterzeichnung fand exakt 22 Jahre nach der Einnahme Kampalas durch die tansanische Armee statt - die Antwort auf den Überfall Tansanias durch den ugandischen Diktatur Idi Amin. Der ugandische Staatspräsident sprach von einem sehr "sentimentalen Datum" und von einem gemeinsamen "dritten Sieg" beider Länder. Für die tansanische Staatspräsidentin war es die erste Auslandsreise nach Amtsantritt.

Die unterzeichneten Vereinbarungen enthalten zwei separate Abkommen zwischen Total und den Regierungen von Uganda und Tansania, die von den jeweiligen Energieministern unterzeichnet wurden. Bestandteil der Verträge sind staatliche Verpflichtungen, Anlegerpflichten, Umwelt- und andere relevante Standards, Haftungsfragen sowie der Zeitrahmen.

Tansania mit 5 % beteiligt

Die Aktionärsvereinbarung der EACOP-Holding wurde von den Vertretern der Uganda National Oil Company (Unoc, 15 % Anteile) und der Tansania Petroleum Development Corporation (TPDC, 5 %) sowie den Repräsentanten der Firmen Total (nach eigenen Angaben 57 %) und CNOOC (28 %) unterzeichnet. Ugandas Anteil in Höhe von 15 % entspricht dem entsprechenden Anteil an den Produktionslizenzen für jedes der von Total E & P und CNOOC betriebenen Ölfelder. Ebenfalls unterzeichnet wurde ein Tarif- und Transportabkommen (TTA).

Drastisch sinkender Wert des Ölprojekts

Bedingt durch den Preisverfall von Rohöl ist nach einer Londoner Studie der Wert des ugandischen Ölprojekts seit 2015 um 70 % von 61 Mrd. US-Dollar auf 18 Mrd. USD gesunken. Angesichts des Pariser Klimaschutzabkommens beziffert die Studie den möglichen zukünftigen Wert des Ölprojekts sogar nur noch auf 8 Mrd. USD.

Pipeline von den Ölfeldern in Uganda bis nach Tanga

Mit dem Bau der 1.444 km langen, unterirdisch verlegten und erwärmten Rohölpipeline von Uganda über Bukoba, Shinyanga und Singida zum Hafen von Tanga (Tansania), davon 1.147 km auf dem Staatsgebiet Tansanias, wird voraussichtlich noch in diesem Jahr begonnen. Die tansanische Regierungszeitung Daily News bezifferte die reinen Baukosten heute auf 3,5 Mrd. USD. Für die Verschiffung von täglich 216.000 Barrel Rohöl sollen über 600 Mill. USD in den Ausbau des nordtansanischen Hafens Tanga gesteckt werden.

Bis zu 18.000 neue Arbeitsplätze in den kommenden Jahren

Tansania erhofft sich durch die neue Pipeline zahlreiche wirtschaftliche Vorteile, "vor allem während der Bauphase" (Daily News). Die direkten Auslandsinvestitionen sollen durch den Bau um 60 % gesteigert werden. Nach Inbetriebnahme wird mit Einnahmen in Höhe von 3,24 Mrd. USD sowie mit 18.000 Arbeitsplätzen in den kommenden 25 Jahren gerechnet. 10.000 neue Arbeitsplätze sollen während der Bauphase entstehen - sowohl für Facharbeiter als auch für Gelegenheitsarbeiter aus den angrenzenden Bezirken.

Nach jahrelanger Überlegung hatte sich Uganda im Jahr 2016 endgültig entschlossen, die Ölpipeline nicht wie ursprünglich geplant durch Kenia nach Mombasa oder Lamu zu bauen, sondern durch das friedlichere und als sicherer eingeschätzte Tansania nach Tanga.

Warnung von Umweltschützern

Über 250 Umweltschutzorganisationen warnen vor einer Verschmutzung des Viktoriasees und anderer Gewässer, der Zerstörung des Küstenzone vor Tanga durch den Hafenausbau und vor einer möglichen Zerstörung von Lebensräumen seltener Tierarten.