14.01.21

Stellungnahme von Fairtrade zum drohenden "Aus" einer Blumenfarm in Tansania


Fairtrade-Blumen aus Tansania

Die rund 900 Arbeiter der Fair-Trade-Blumenfarm Mount Meru Flowers haben nach Angaben der tansanischen Tageszeitung The Citizen die Regierung um Unterstützung gegen eine mögliche Schließung ihrer Firma gebeten, da die Nachfrage nach Blumen aufgrund der Covid-19-Pandemie in Europa zurückgegangen ist. Außerdem hätten sie in den vergangenen fünf Monaten kein Gehalt mehr bekommen.

Bereits 11 Blumenfarmen geschlossen

Mittlerweile sind bereits 11 tansanischen Blumenfarmen wegen der ausbleibenden Aufträge geschlossen worden. Belegschaftsvertreter Hamza Seleman sagte, dass ein Eingreifen der Regierung dringend nötig sei, um den Anbau von Blumen vor einem möglichen Zusammenbruch zu retten. Auch müsse ein strategischen Investor zur Verwaltung der Farm gefunden werden.

Lucy Urio, Direktorin von Mount Meru Flowers, gab der Belegschaft Recht: „Es ist richtig, dass wir nicht in der Lage waren, insgesamt 300 Millionen TSH (ca. 105.000 EUR) an Lohnrückständen für Arbeitnehmer zu zahlen. Beim Nationalen Sozialversicherungsfonds (NSSF) belaufen sich die Rückstände jetzt auf insgesamt 700 Mill. TSH (ca. 246.000 EUR), und wir müssen noch Kredite in Höhe von 25 Mrd. TSH (ca. 8,8 Mill. EUR) bedienen“, sagte sie.

Forderung nach Subventionen der Regierung

Ihr zufolge betreibt das Unternehmen auch Tanzania Flowers und Tengeru Flowers, die beide bereits geschlossen werden mussten. „Wir fordern von der Regierung Subventionen, damit wir die Farm weiterführen können", sagte Urio. Laut The Citizen hat die Regierung in Kenia für Blumenbauern bereits ein Rettungspaket in Höhe von 15 Millionen US-Dollar aufgelegt. Ähnliches fordern nun die Blumenbauern in Tansania.

Hohe soziale, ökonomische und ökologische Standards

Mount Meru Flowers umfasst eine Gesamtfläche von 35 Hektar und gilt als eine der besten Blumenfarmen Ostafrikas. Der Betrieb produziert bereits seit 2009 Fairtrade-Rosen unter Einhaltung von hohen sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards. Die Belegschaft erhält unter normalen Umständen garantierte Löhne, Fortbildung, persönliche Schutzkleidung und kostenlose Gesundheitsversorgung. 10 Prozent des Verkaufserlöses fließt zurück an die Arbeitnehmer. Das Geld wird unter anderem für Umwelt-, Landwirtschafts- und Schulprojekte verwendet.

Auch die Umweltstandards auf der Farm werden laufend weiterentwickelt: So wird beispielsweise das gesamte Abwasser durch eine biologische Kläranlage geführt und somit hundertprozentig wiederaufbereitet. Schließlich kann durch die Anwendung von Integrierten Pflanzenschutzmethoden der Pflanzenschutzmittel-Einsatz reduziert werden.

Mount Meru Flowers beliefert vor allem europäische Supermärkte (Lidl).

Stellungnahme von Fairtrade Deutschland

Auf Anfrage der "Tansania News" informierte Fairtrade Deutschland heute über die schwierige Lage der Blumenfarmen:

"Während der Corona Pandemie haben die Schweiz und Frankreich teilweise den Verkauf von Blumen eingestellt. Der für die Blumenbranche wichtige Muttertag ging 2020 mit deutlich geringeren Absatz-Mengen einher als sonst üblich.

Bei Mount Meru Flowers verschlimmerten Einbrüche durch die Pandemie, wegbrechende Märkte und der Rückgang an Frachtflügen die bereits vorher existierende kritische finanzielle Situation. Die erschwerten Produktionsbedingungen führten zu zusätzlichen Herausforderungen bezüglich der Qualität, was wiederum weitere marktseitige Probleme zur Folge hatte. Inzwischen scheint sich die Lage aber vor allem in Kenia wieder etwas zu verbessern. Dennoch dürfte uns allen klar sein, wie fragil die Situation angesichts der aktuelle Verbreitung des Corona-Virus weiterhin ist.

Die Kollegen von Fairtrade Africa sind gegenwärtig im Austausch mit dem Farm-Management, um zu eruieren, ob es Mittel und Wege seitens Fairtrade gibt, die Farm in Tansania zu unterstützen."

"Covid-Relief-Fund" unterstützt Produzenten

Fairtrade Deutschland verweist ansonsten noch auf den Aufbau eines "Covid-Relief-Fund" durch Eigenmittel bereits im Frühjahr 2020. Weitere Fonds seien durch Unterstützung externer Geldgeber finanziert worden, wovon die Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen profitiert hätten. Diese Gelder werden für Maßnahmen zur unmittelbaren Bekämpfung der Pandemie verwendet, also für Schutzkleidung, Informationskampagnen etc. und sind unabhängig von der umfassenden aktuellen finanziellen Situation der Produzenten. Mount Meru Flowers hat über den Fonds zum Beispiel Schutzequipment beschafft sowie Waschstationen installiert.

Fair-Trade-Rosen aus Tansania: Mount Meru Flowers
Interessanter Film, Länge: 5:21 Min.

"Fairtrade Rosen – wenn Tansania bunt blüht"
Bericht in "Fairtrade Deutschland"