02.10.20

Der letzte Sultan von Sansibar kehrt nach 56 Jahren Exil in den Oman zurück


Sultan Jamshid bin Abdullah vor der Revolution

Eine fast unglaubliche Geschichte: Nach 56 Jahren im Exil in Portsmouth (England) kehrte Jamshid bin Abdullah , 91, der letzte amtierende Sultan von Sansibar, vor wenigen Tagen in den Oman zurück. Zuvor hatte er erfolgreich beim neuen Sultan des Oman, Haitham bin Tariq al-Said, einen Einreiseantrag gestellt. 

„Sein Antrag, die letzten Jahre im Oman verbringen zu dürfen, wurde von der Regierung aufgrund seines Alters genehmigt. Er wollte immer seine letzten Tage im Land seiner Vorfahren verbringen, und jetzt ist er froh, dass er das kann“, sagte ein Familienmitglied in Muscat, das namentlich nicht genannt werden will.

Die Regierung des Oman hat die Rückkehr des Sultans nicht in den nationalen Medien bekannt gegeben und lehnte auch gegenüber internationalen Medien eine offizielle Stellungnahme ab. Die Einreise Jamshids soll offensichtlich eine rein private Angelegenheit bleiben.  

Sansibar und die Weltmacht Oman beherrschten den Indischen Ozean über Jahrhunderte

Von 1698 nach dem Sieg über die Portugiesen bis 1840 wurde Sansibar vom Oman aus regiert, das als Weltmacht über Jahrhunderte den Indischen Ozean beherrschte. 1840 wurde Sansibar dann sogar zur Hauptstadt des Oman erklärt. Die Gewürzinsel war das Einfallstor der Araber in das ostafrikanische Festland, hier befand sich auch der größte Sklavenmarkt ganz Afrikas.

Nach der Abschaffung der Sklaverei setzte Großbritannien 1890 die Teilung des Oman in ein Sultanat Oman und ein Sultanat Sansibar durch, das als britisches Protektorat fortan von einem eigenen Sultan regiert wurde.

Vor 56 Jahren durch eine Revolution gestürzt

Nur wenige Monate vor der formalen Unabhängigkeit Sansibars im Dezember 1963 bestieg Sultan Jamshid nach dem Tod seines Vaters im Juli 1963 den Thron. Bereits am 12.1.1964 wurde er durch eine blutige Revolution der afrikanischen Sansibari gestürzt. Tausende Bürger omanischer Abstammung wurden getötet, Zehntausende flüchteten in den Oman, wo ihnen die omanische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Die beiden Inseln Sansibar und Pemba erklärten sich zur Volksrepublik und schlossen sich am 26.4.1964 mit Tanganjika zur Vereinten Republik Tansania zusammen.

Exil in einer ruhigen Straße an der englischen Südküste

Nach ihrer Flucht mit der königlichen Yacht wurde der Sultansfamilie von den Briten der Aufenthalt im Oman aus Sicherheitsgründen verweigert. Der Sultan musste mit 61 Verwandten, Freunden und Hausangestellten nach England ins Exil. 

Der Sultan erhielt nach damaligen Zeitungsberichten von der britischen Regierung eine einmalige Zuwendung in Höhe von 100.000 Pfund sowie eine monatliche Rente von 1.500 Pfund. Davon kaufte sich der junge Sultan an der englischen Südküste in Southsea, Hampshire, ein Doppelhaus in einer ruhigen Straße.

Während der 56 Jahre, die er in dem britischen Badeort lebte, erregte der gestürzte Sultan wenig Aufmerksamkeit. Ned Donovan, ein Schriftsteller, der die Geschichte des Sultans verfolgte: „Ich konnte vor Ort niemanden finden, der wusste, dass er dort war. Er hat nie mit der Presse gesprochen, er war sehr zurückhaltend.“

Gelegentlich zeigte er den Nachbarn seine Briefmarkensammlung

Nachbarn berichten von einem ruhigen und freundlichen älteren Mann, der recht schlicht lebte - mit Ausnahme eines alten roten Mercedes, der alle 1-2 Wochen gewaschen wurde. Gelegentlich zeigte er den Nachbarn auch seine Briefmarkensammlung.

Der ehemalige Sultan trifft im Oman nun wieder auf den Rest seiner Familie: Bruder, Schwester und sieben Kinder durften bereits in den 1980er Jahren in den Oman reisen. Eine Rückkehr nach Sansibar ist definitiv ausgeschlossen.