03.08.09

Globaler Bierkrieg in Tansania


Serengeti Lager

Serengeti Lager

Vier Prozent Bevölkerungswachstum im kommenden Jahr, die große Population, hohe Gewinnspannen: Im globalen Bierkrieg gibt es eine neue Front - Afrika. Eine rechtliche Auseinandersetzung zwischen SAB-Miller (Kilimanjaro, Safari, Tusker, Ndovu, Castle, Pilsner Urquell u.a.) und Diageo (Guiness, Kilkenny, Smirnoff, Baileys, Johnnie Walker u.a.) in Ostafrika könnte der Vorbote eines bevorstehenden kompromisslosen Krieges sein.

Auch wenn die alten afrikanischen Manager es vielleicht nicht wahrhaben wollen, Konkurrenz belebt das Geschäft. Tansania liefert den ersten Kriegsschauplatz. Diageo brachte SAB mit dem Kauf eines größeren Anteils an Serengeti Breweries (Serengeti Lager, Stella Artois, The Kick, Vitamalt Plus) gegen sich auf. Der Preis für die Beteiligung an Tansanias zweitgrößter Brauerei wurde nicht bekanntgegeben. Aber der Deal zerbrach ein altes Bündnis: SAB vertrieb Diageo-Biere in Tansania und Diageo verkaufte dafür SAB-Produkte im nahegelegenen Kenia. Damit ist es jetzt vorbei.

Die Unternehmen haben sich inzwischen gegenseitig vor britischen Gerichten angezeigt. Es überrascht vielleicht, dass SAB so empfindlich reagiert. Tansania ist kein großer Fisch für die Südafrikaner. Und wenn man SABs Abkommen mit dem Abfüller Castel hinzu nimmt, dann versorgt der Konzern zwei Drittel des gesamten afrikanischen Marktes.

In Tansania hat SAB (Kilimanjaro, Safari, Tusker, Nduvu) einen Marktanteil von 80 Prozent. Zum Konzerngewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA) trägt der Kontinent 80 Prozent bei. Aber Afrika südlich der Sahara zeigt Zeichen eines wachsenden Konsumgütermarktes. Die Manager weisen gern darauf hin, dass der Markt statt heute 57 Millionen in Zukunft 532 Millionen Hektoliter aufnehmen können werde, wenn der Bierkonsum im restlichen Afrika auf das Niveau des südafrikanischen Verbrauchs ansteige. Hinzu kommt, dass die monopolartigen Strukturen höhere Profite zulassen als in anderen Emerging Markets. Für Diageo, dessen Marke Guinness auf dem nigerianischen Markt dominiert, sieht es auch bei Spirituosen vielversprechend aus. Natürlich bedeutet stärkere Konkurrenz auch sinkende Profitabilität. Zwischen den Brauereien könnten Preiskriege ausbrechen, wenn sie über ihre angestammten Hochburgen hinaus expandieren.

Heineken wird das Feuer in diesem Jahr mit einer eigenen Brauerei in Südafrika noch anfachen. Aber geringere Preise müssen dem Geschäft nicht unbedingt schaden. Wenn Bier in Afrika für die Hälfte zu haben wäre, könnte die Mehrheit es sich leisten, es regelmäßig zu trinken. In Peru war die Angst vor einem Bierpreiskrieg solange groß, bis er wirklich eintrat. Als es soweit war, expandierte der gesamte Markt. Damit endete nahezu jeder als Sieger. Na denn, Prost!

Aus: Rachel Sanderson in "Handelsblatt" vom 3.8.2009