24.01.09

Nach erneutem Albino-Mord: Regierung erklärt traditionellen Heilern den Krieg


Albino Josephat Mwanzi

Albino Josephat Mwanzi

Nach der erneuten brutalen Ermordung und Zerstückelung eines Albinos in der Nähe von Mwanza hat die tansanische Regierung heute allen traditionellen Heilern Tansanias den Krieg erklärt: Im gesamten Land wurde ihnen mit sofortiger Wirkung die Lizenz entzogen. Premierminister Mizengo Pinda erklärte in der Region Shinyanga: "Wenn wir solidarisch handeln, werden wir diesen Krieg ebenso gewinnen wie den Krieg gegen Idi Amin."

Mehrere zehntausend Heiler dürfen somit vorerst im gesamten Land ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben. Alleine in Shinyanga leben nach offiziellen Angaben 1.104 registrierte und 94 nicht-registrierte Heiler.

Premier Pinda befindet sich gegenwärtig auf einer Aufklärungstour durch die von Albino-Morden am meisten betroffenen Regionen. Öffentlichkeitswirksam adoptierte er in Shinyanga ein Albino-Kind.

Pinda bezeichnete in einer wütenden Rede die traditionellen Heiler als Lügner: "Wenn sie heilen könnten, dann hätten sie längst unsere Seuchenopfer reduziert".

Pinda ordnete an, dass alle Regional und District Commissioner, örtliche Behörden, Polizei, Sicherheits- und Geheimndienste den Kampf gegen die Albino-Morde aktiv zu unterstützen haben. Er werde jeden Regional-Commissioner persönlich zur Verantwortung ziehen, in dessen Region ein weiterer Albino-Mord geschieht.

Seit Mitte 2007 sind mindestens 40 Albinos in Tansania ermordet und bestalisch zerstückelt worden. Heiler schreiben den Gliedmaßen, Haaren, Haut und Genitalien von Albinos Zauberkräfte für Gesundheit und Wohlstand zu.

Seit einigen Monaten häufen sich auch Albino-Morde in den Nachbarländern Burundi und Kenia. Nach Polizeiangaben sollen diese Morde von Killern aus Tansania durchgeführt bzw. in Auftrag gegeben worden sein.

Wegen seiner Albino-Morde droht Tansania gegenwärtig sein internationales Ansehen zu verlieren. Mehrere UN-Organisationen haben sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt. Erst vor wenigen Tagen hat der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung die Albino-Morde während einer Tansania-Reise angesprochen. Weltweit wird in Tageszeitungen, Magazinen und Talkshows über die unfassbaren Vorgänge berichtet.