06.06.07

Russland erläßt Tansania die Schulden


Menschen in Tansania

Lange stand die russische Afrikapolitik im Ruf, den schwarzen Kontinent als Kriegschauplatz und Bodenschatzlieferanten zu missbrauchen. Jetzt aber ist Moskau offenbar an besseren Handelsbeziehungen gelegen. Als ersten Schritt hat Moskau den Ländern des schwarzen Kontinents einen Großteil ihrer Schulden erlassen, darunter auch die Verbindlichkeiten, die noch aus Zeiten der alten Sowjetunion datieren.

"Wir haben insgesamt 11,3 Milliarden US-Dollar der afrikanischen Schulden abgeschrieben. Davon fallen 2,2 Milliarden Dollar unter die Initiative zur Entschuldung der ärmsten Länder der Welt", erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow zum Afrika-Tag Ende Mai vor einer Gruppe von Botschaftern, Diplomaten und Ministeriumsvertretern.

Ziel der Bemühungen ist die Umstrukturierung der russisch-afrikanischen Beziehungen. Sie sollen nicht länger vom Geber-Nehmer-Verhältnis und der Entwicklungshilfe geprägt sein, sondern in eine wirtschaftliche Partnerschaft umgewandelt werden.

Bis zum Jahresende will Russland auch mit Blick auf die Schuldenerlassinitiative für hoch verschuldete Armutsländer (HIPC) einen entscheidenden Schritt vorankommen. Beschlossen hat Moskau die Abschreibung von Schulden in Höhe von 750 Millionen Dollar, mit denen 16 der ärmsten Länder der Welt zu kämpfen haben. Die meisten von ihnen liegen wie Benin, Sambia und Tansania in Afrika.

Ferner ist auf bilateraler Ebene die volle Entschuldung der bei Russland in der Kreide stehenden afrikanischen Staaten im Gespräch. Insgesamt zeigt Russland Bereitschaft, die Entschuldungsversprechen im Rahmen der Gruppe der acht größten Industriestaaten (G-8) und der HIPC-Initiative der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) umzusetzen.

Positive Reaktionen

"Wir begrüßen die Entscheidung, zumal sie auch die alten Außenstände bei der Sowjetunion betrifft", sagte der tansanische Botschafter in Moskau, Patrick Chokala. Für Afrika müsse das 21. Jahrhundert den Wandel bringen. Nötig seien Handelsbeziehungen mit den Industriestaaten für die weitere Entwicklung, die Hebung des Lebensstandards und die Überbrückung der Kluft zwischen Nord und Süd.

Auch der Afrika-Experte Bashiru Obasekola, der für das finnische Magazin 'Sanoma' arbeitet, ist von den jüngsten russischen Schritten angetan, aber er plädiert für ein noch weiter gehendes Engagement: "Afrika braucht in der Tat in erster Linie nicht Entwicklungshilfe, sondern Investitionen in seine produktiven Bereiche. Unglücklicherweise aber steckt auch Russland den Großteil seiner Investitionen in Öl und andere Bodenschätze."

Wenn sich Afrika so entwickeln solle wie die asiatischen Staaten, dann müsse mehr Geld von außen in die Produktion, in Energie und in den Infrastrukturaufbau fließen, sagte Obasekola in einem Gespräch mit IPS. Nach seiner Einschätzung wäre es für Russland ein Leichtes, China als Großinvestor auf dem afrikanischen Kontinent zu überrunden.

Perfekt nutzbar wären zudem die alten Verbindungen aus Sowjetzeiten. Immerhin habe ein Großteil der afrikanischen Elite damals in Russland studiert. Russland solle auf diese Experten setzten, um eine wahre Freundschaft und eine gute Zusammenarbeit im Handel aufzubauen. (afrika.info Export-Beratung/IPS)