18.10.20

Aktualisierung: Brände am Kilimandscharo gelöscht


Der Kilimandscharo nach dem Brand am heutigen Sonntagvormittag (Foto: Simon)

Die Brände am Kilimandscharo sind gelöscht. Fotos vom heutigen Sonntagvormittag bestätigen die Nachricht von Feuerwehrleuten und Helfern, die tagelang am Berg gegen das Feuer gekämpft haben.

Feuer bereits seit Samstag unter Kontrolle

Nach einer gestrigen Presseerklärung der tansanischen Nationalparkverwaltung TANAPA sollen die großen Brände an den Hängen des Kilimandscharo bereits seit Samstag unter Kontrolle sein. Allerdings hielten sich die Feuerwehrleute und freiwilligen Helfer gestern weiter vor Ort auf, um die letzten Feuer zu löschen. TANAPA-Sprecher Pascal Shelutete ist in einem Film vor einem kleinen Hubschrauber zu sehen - ebenfalls mit der Aussage, dass zwar noch Wasser auf den Berg gebracht werde, dass aber der Großbrand weitgehend gelöscht sei.

Fast 10.000 Hektar der Parkfläche sind verbrannt

Laut TANAPA sind im Kilimanjaro-Nationalpark 95,5 qkm verbrannt. Das sind 5,6 % der gesamten Fläche des 1973 gegründeten Nationalparks. Betroffen ist hauptsächlich die Heide- und Moorlandschaft in der Zone zwischen 2800 und 4000 Metern mit Gräsern, Lobelien, Heidekraut und Johanniskräutern. Hier leben vor allem Streifengrasmäuse und Insekten. Unterhalb dieser Zone beginnt mit dem tropischen Regenwald die artenreichste Region des Nationalparks.

Ein Übergreifen des Brandes auf den Regenwald, der wichtigsten Basis für die Wasserversorgung der zahlreichen am Rande des Vulkans lebenden Menschen, konnte offenbar verhindert werden.

Die Feuerwehr wird am Berg weiterhin durch freiwillige Dorfbewohner sowie durch Mitarbeiter und Studenten des Mweka Wildlife Village unterstützt.

Nationalpark und Horombo-Camp wieder für Bergsteiger geöffnet

TANAPA hat auch erklärt, dass die Besteigung des Kilimandscharo ab sofort wieder möglich ist. Entgegen einiger Medienberichte ist das an der Marangu-Route liegende Horombo-Camp nicht vollständig vom Feuer zerstört worden. Die neuen Gebäude, der Speisebereich und die Toiletten sind unversehrt, lediglich die alten Hütten wurden ein Opfer des Feuers und sollen nach Angaben von TANAPA möglichst schnell wieder aufgebaut werden.

Zwischenzeitlicher Abbruch aller Besteigungen

Die Lage am Kilimandscharo hatte sich zwischenzeitlich dramatisch zugespitzt. Alle Bergsteigergruppen wurden am Donnerstag von der Parkleitung aufgefordert, ihre Besteigung und ihre Camps sofort abzubrechen und so schnell wie möglich abzusteigen. Darunter auch eine Gruppe, die bereits die letzte Unterkunft erreicht hatte und eigentlich letzte Nacht auf den Gipfel steigen wollte.

Beim Abstieg mussten sich die Bergsteiger teilweise durch Qualm kämpfen und aufpassen, nicht direkt ins Feuer zu laufen. Veranstalter und Bergführer informierten sich gegenseitig per WhatsApp über die beste Abstiegsroute.

"Das war richtig gefährlich"
Süddeutsche Zeitung vom 16.10.2020

Tagelang chaotische Lage am Berg

Wanderer, die sich in Sicherheit bringen konnten, beschrieben eine chaotische Lage: "Auf dem Berg ist nichts angekommen: Keine Rettung, keine Maßnahmen, gar nichts". Parkmitarbeiter hätten eine Gruppe sogar "wissentlich zwei Mal durch das Feuer geschickt". Wanderer seien nicht umgeleitet worden. Und in den Camps habe es quasi keine Sicherheitsvorkehrungen gegeben.

Neue Fotos vom Brand am Kilimandscharo
Badische Zeitung vom 16.10.2020

Bereits seit vergangenem Sonntag große Brandfelder an den Hängen des Vulkans

Fünf Tagen lang wüteten große Waldbrände an den Hängen des Kilimandscharo. Nach Angaben der Tageszeitung. In dieser Zeit standen entgegen anderslautender Meldungen der Feuerwehr kein geeigneter Hubschrauber zur Verfügung. Dabei ging es vor allem um Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Feuers, das nach Angaben der Nationalparkverwaltung TANAPA Richtung Osten zog.

ARD-Korrespondentin: "Zweckoptimismus"

Die aus Dortmund stammende Ostafrika-Korrespondentin der ARD, Linda Staude, bezeichnete die am Mittwoch abgegebene optimistische Einschätzung von TANAPA als "Zweckoptimismus". In einem Radiointerview berichtete sie von großen logistischen Problemen am Berg und von einer Brandbekämpfung mit einfachsten Mitteln wie Hacken, Schaufeln und Buschzweigen. Fotos und Filmaufnahmen bestätigten ihre Aussage. vom 14.10.2020, "Großbrand auf dem Kilimandscharo" (Radiointerview 4:58 Min.)   

Deutscher Bergführer: "Das Feuer dehnt sich jetzt immer weiter aus". Räumung mehrerer Camps

Der seit 15 Jahren im Kilimandscharo-Gebiet lebende Bergführer Henning Schmidt, Chef des Tansania-Reiseveranstalters Elefant-Tours, wurde von deutsche Medien am Donnerstag mit der Aussage zitiert, dass in Nacht zuvor 5-6 Wandergruppen wegen der heranziehenden Flammen ihre Lager kurzfristig abbrechen mussten.

t-online vom 15.10.2020: "Touristen flüchten vor Flammen am Kilimandscharo"

Deutscher Biologe: "Heidezonen sind kaum zu löschen"

Der Bayreuther Biologe Andreas Hemp erforscht seit über 30 Jahren die biologischen Veränderungen am Kilimandscharo. In einem Gespräch mit dem Nachrichtensender NTV sagte er, dass es "typisch für die ostafrikanische Berglandschaft ist, dass Heidezonen als Bindeglied zwischen dem Regenwald und der felsigen Gebirgszone existieren". Das habe unter anderem Einfluss auf den Wasserhaushalt am Berg, da die Erikapflanzen mit ihren Blättern die Nebelfeuchtigkeit auffangen und dem Grundwasser zuführen können. "Sie haben aber die Eigenschaft, dass sie sehr leicht brennen - und wenn es da mal brennt, kann man kaum noch löschen."

Aus: NTV vom 14.10.2020, "Feuer am Kilimandscharo bewegt sich bergab"

Über 600 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz

Nach Angaben der Nationalparkverwaltung TANAPA waren über 600 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Helfer berichten, dass starke Winde die Arbeit erschweren.

Das Feuer, das bis nach Moshi sichtbar war, ist offensichtlich am vergangenen Sonntagnachmittag an einem Rastplatz zwischen der Mandara Hütte (2.700 m) und der Horombo Hütte (3.700 m) ausgebrochen. Beide Hütten liegen auf der Marangu Route, der meist genutzten Route für Kilimandscharo-Besteiger.


Weitere Medienberichte:

"Feuer auf Afrikas höchstem Berg: Kilimandscharo-Brand eingedämmt"
Frankfurter Rundschau vom 18.10.2020

"Flammen auf dem Kilimandscharo breiten sich aus - Bergsteiger-Camp evakuiert"
Spiegel vom 15.10.2020

"Dramatische Szenen am Kilimandscharo"
Frankfurter Rundschau vom 15.10.2020

"Flammenmeer in 3000 Meter Höhe: Extreme Höhe erschwert Löscharbeiten am Kilimandscharo"
NTV vom 14.10.2020 (Film, 1:10 Min.)

"Flammen am Kilimandscharo"
Frankfurter Rundschau vom 13.10.2020

"Feuer am Kilimandscharo: Verhüllt von Feuer und Rauch"
Tagesschau vom 13.10.2020

"Mount Kilimanjaro fire: What is at risk for the local ecosystem?"
Deutsche Welle vom 13.10.2020 (in Englisch)