22.07.22

Mysteriöse 'Nasenbluten-Krankheit' in Südost-Tansania ist Leptospirose


Fälle von Leptospirose in Tansania (Grafik: Ekyooto.uganda)

Die zunächst als 'mysteriöse Nasenbluten-Krankheit' bezeichneten Erkrankungen in Südost-Tansania sind inzwischen von einem Expertenteam als Leptospirose identifiziert worden. Nach Angaben des tansanischen Gesundheitsministeriums sind seit Anfang Juli im Ruangwa District (Lindi Region) 20 Personen erkrankt und 3 Personen gestorben. 

Bakterielle Erkrankung

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts handelt es sich bei Leptospirose um eine bakterielle Erkrankung, die hauptsächlich in tropischen und subtropischen Ländern vorkommt, jedoch auch in Westeuropa nachgewiesen wurde. In Europa sind insbesondere Berufsgruppen wie Kanalarbeiter, La­bor­per­so­nal sowie Mitarbeiter in der Landwirtschaft und im Veterinärwesen betroffen. 

Übertragung vor allem über Urin von Tier auf Mensch

Die Leptospirose ist laut RKI "eine klassische Zoonose und zahlreiche Wild- und Nutz­tier­arten sind für Leptospiren empfänglich und können an Leptospirose erkranken. In Deutschland zählen dazu u.a. Hunde, Haus- und Wildschweine, Rinder und Pfer­de. (...) Obwohl prinzipiell jedes Säugetier mit Leptospiren infiziert werden kann, kommt Kleinsäugern (insbesondere Nagetiere) als natürliches Reservoir weltweit die größte Bedeutung zu. Die Reservoirtiere erkranken dabei in der Regel nicht an einer Leptospirose, scheiden jedoch den Erreger zum Teil lebenslang im Urin aus. (...)

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch den direkten oder indirekten Kontakt (kontaminiertes Wasser, Schlamm) mit dem Urin erkrankter Tiere, die den Erreger in hoher Anzahl ausscheiden können, auch ohne dabei selbst erkrankt zu sein. In der Regel gelangen Leptospiren über kleine Haut­ver­letzungen sowie über die Schleimhäute von Auge, Nase und Mund in den Organismus."

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kommt nur sehr selten vor. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 7-14 Tage, mit einer Spannweite von 2-30 Tagen.

Grippeähnliche Symptome

Das klinische Bild der Leptospirose reicht laut RKI "von milden, grippeähnlichen Symptomen bis hin zu fulminant verlaufenden, sep­ti­sch­en Erkrankungen, die innerhalb weniger Tage zum Tode führen. Zwischen diesen beiden Extremen liegt ein Spektrum unterschiedlich schwerer Krankheits­ver­läufe, die beim Menschen potenziell jedes Organsystem betreffen können. Die schwe­ren und mit einer hohen Letalität belasteten Infektionen stellen jedoch nur einen kleinen Anteil aller Infektionen durch Leptospiren dar; man geht davon aus, dass sich über 90% der Leptospirosen als milde, zum Teil subklinische Erkrankung manifestieren."

Die Symptome der Krankheit erinnern an eine Grippe: Plötzlich einsetzendes Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen mit hohem Fieber (39 – 40°C).  Einheitliche Leitlinien für die Therapie der Leptospirose liegen nicht vor. Als Medikamente werden derzeit je nach Schwere der Erkrankung vor allem Doxycyclin, Penicillin oder Ceftriaxon eingesetzt. Eine Impfung für Menschen gibt es derzeit noch nicht.

Nicht die ersten Fälle in Tansania

Nach Angaben des tansanischen Gesundheitsministeriums ist Leptospirose früher bereits mehrmals in anderen Regionen und bei Halbnomaden in Nordtansania nachgewiesen worden.