Elias Jengo

Geb. am 27.5.1936 in Tanga/Tansania. Besuch der Tanga Secondary School (1945-55). Studium am Mpwapwa Regierungsseminar für Lehrer (1956-57), an der Makerere Universität Uganda (1959-63), an der Kent Staatsuniversität/USA (1964-65) sowie an der Concordia Universität Montreal/Canada (1970-73).

Ab 1969 Dozent für Kunsterziehung an der Universität Dar es Salaam, Dekan für Kunst, Musik und Theater. Stellv. Vorsitzender des Nationalen Kunstrates von Tanzania, anschließend Vorsitzender.

Kunstausstellungen u.a. in Dänemark, Tanzania, Deutschland, Sowjetunion, USA, Kanada. Gestaltung von Wandgemälden in der Bank von Tansania in Mwanza und Arusha sowie am Sitz des Handelsinstitutes Pugu Road, Dar es Salaam. Bilder Jengos befinden sich u.a. in der Lutherischen Universität von Waterloo/Canada, in der Makerere Universität Kampala/Uganda sowie in Privatbesitz in verschiedenen Städten Deutschlands.

Im Jahre 1989 besuchte Jengo auf Einladung der Künstlerinitiative Dortmund e.V. (Vorgängerorganisation des Freundeskreises Bagamoyo e.V.) Deutschland. Kunstausstellungen fanden in Deutschland bislang u.a. statt in München, Dortmund, Münster, Hagen, Ahlen und Berlin.

Prof. Elias Jengo ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Das künstlerische Werk von Elias Jengo

Von Rudolf Blauth

Die Ölgemälde des tansanischen Malers Elias Jengo repräsentieren die neue moderne afrikanische Malerei, die sich aus einer Symbiose ihrer eigenen malerischen Tradition mit den Techniken der mitteleuropäischen Kulturen gebildet hat.

Die Werke Jengos weisen schon durch das Material Öl einen eindeutig westlichen Einfluß aus, andererseits sind jedoch in jedem Bild die Züge einer schwarzafrikanischen Ästhetik sichtbar - einer Ästhetik des Fühlens, der gegenstandsbezogenen, harmonischen, von Rhythmus erfüllten Bilder.

Jengo greift in seinen Gemälden Situationen des tansanischen Alltags auf: Marktfrau und Käuferin auf dem Wochenmarkt, die Schlichtung des Streites zweier Frauen durch einen "Mzee", einen Ältesten, die ernte der Cassava, einer tropischen Knollenfrucht, oder eine traditionelle schwarzafrikanische Hochzeitsszene - diese und andere Motive sind in dieser Ausstellung unschwer zu erkennen.

Doch immer wieder stellt sich Jengo als politisch denkender Künstler - er ist gleichzeitig Präsident des Nationalen Kunstrates von Tanzania - aktuellen Fragestellungen: Das Gemälde "Umweltschutz und Mensch" setzt sich mit der Verantwortung des Menschen für die Natur auseinander. Eine Frau hält anklagend vertrocknetes Getreide in ihren Händen, ihr Kopf ist zu einem verästelten Baum stilisiert, auf dem Rücken trägt sie ein Kind - Symbol der Hoffnung und des werdenden Lebens in einer von Menschenhand zerstörten Umwelt.

Das besondere Markenzeichen Jengos ist das Zurückgreifen auf realistische Alltagsszenen bei gleichzeitiger Verfremdung des für den Betrachter erkennbaren Handlungsablaufs. Dabei greift Jengo in seiner Farbkomposition auf solche Farben zurück, die im Umfeld der dargestellten Handlung tatsächlich erkennbar sind.

Das immer wieder auftauchende Braun stellt den Lehmboden dar, der selbst die Straßen in den Großstädten Tansanias dominiert. Blau ist das noch recht klare Wasser im Indischen Ozean - Elias Jengo hat viele Jahre in Tanga gelebt, der zweitgrößten Küstenstadt Tansanias. Und wer einmal in das Straßenbild Dar es Salaams geschnuppert hat, dem jetzigen Wohnsitz Jengos, der erkennt in den vielen anderen bunten Farben das bunte Treiben beispielsweise des Kariakoo-Marktes - dem schwarzafrikanischen Handelszentrum der Millionenstadt.

Viele Farben nehmen aber direkt Bezug auf die Farbtraditionen der in dem Bild vorkommenden Volksstämme - eine Bedeutung, die dem unkundigen Betrachter oft verborgen bleibt. In diesem Sinne erwecken die Gemälde das Bedürfnis, mehr über das Land, die Menschen und die Alltagssituationen des Malers zu erfahren.

Elias Jengo ist durchaus bewußt, daß seine Bilder an das exotische Interesse der weißen Europäer anknüpfen. Doch dies ist für ihn nicht wichtig: Er hat sich im Laufe vieler Jahre den gegenwärtigen Stil als die für ihn persönlich am besten geeignete künstlerische Auseinandersetzung mit seiner sich im Wandel befindlichen Umwelt erarbeitet.

Neben den auffällig häufigen Frauenmotiven in Jengos Bilder (z.B. Gemälde "Womens liberation", Jengos Ehefrau ist eine führende Funktionärin in der tansanischen Frauenbewegung) tauchen in Jengos Bilder immer wieder Musikinstrumente auf. Musik und Tanz sind untrennbarer Bestandteil des afrikanischen Lebens, des Ausdrucks von Lebensfreude und Überlebenswillens. Gleichzeitig legt Jengo Wert auf eine kunstspartenübergreifende Denkweise: Als Funktionär des Kunstrates oder als Dekan für Kunst an der Universität Dar-es-Salaam betont Prof. Jengo immer wieder die Verantwortung der Künstler für die weitere Entwicklung des Landes. Alle Künstler müssen nach seiner Auffassung hierfür einen Beitrag leisten, seien es Musiker, Tänzer, Schriftsteller oder eben Bildende Künstler.