Konstantes Wirtschaftswachstum

Aktuelle Situation

Tansania entwickelt sich gegenwärtig äußerst schnell und zählt seit Juli 2020 nicht mehr zur Gruppe der ärmsten Länder der Welt.

Die weiterhin positive wirtschaftliche Entwicklung verdankt Tansania neben dem wachsenden Tourismus (abgesehen von einem dramatischen Einbruch während der Corona-Krise 2020/21) vor allem den bedeutenden Funden und Erschließungen von Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Gas, Öl, Nickel oder Uran. Tansania stieg bereits im Jahr 2009 zum drittgrößten Goldproduzenten Afrikas auf. 2010 überholten die Erlöse aus dem Goldexport erstmals die Erlöse aus dem Tourismus.

Erlöse aus den Goldexporten überschreiten Marke von 3 Mrd. US-Dollar 

Am 31.3.2021 überschritten die jährlichen Goldexporte erstmals die Marke von 3 Mrd. US-Dollar. Als Grund wurde der gestiegene Goldpreis angeführt. Viele Anleger hätten sich nach Ausbruch der Corona Pandemie auf Gold umorientiert.

Gestiegene Einnahmen aus der Landwirtschaft gleichen Corona-Einbruch beim Tourismus aus

Trotz gesunkener Exportmengen und Preise bei Kaffee und Tee haben sich auch die Einnahmen aus den traditionellen Exporten von Baumwolle, Sisal, Cashewnüssen, Kaffee, Tee, Tabak und Nelken fast verdoppelt. Sie stiegen im Jahr 2020 von 503 Mill. USD auf fast 1 Mrd. USD. Als Grund wurden höhere Exportmengen und gestiegene Preise angeführt.

Eine Fortsetzung des positiven Trends hing und hängt jedoch auch immer noch auch davon ab, ob die Weltmarktpreise für Gold und Agrarprodukte (in erster Linie Kaffee und Baumwolle) stabil bleiben.
 

Riesige Gasfelder vor der Küste

Eine weitere große Einnahmequelle sind die riesigen Gasfelder vor der Küste des Landes. Bereits fast alle großen Energiekonzerne sind hier tätig. Um der chronischen Energieknappheit Herr zu werden und die vielen neuen Bergwerke, die neu entstehenden Fabriken und den wachsenden privaten Bedarf bedienen zu können, wurde eine erste Gaspipeline von Mtwara im Süden des Landes nach Daressalam verlegt. Eine Verlängerung bis nach Mombasa (Kenia) sowie weitere Abzweige quer durch das Land in Richtung Uganda, Ruanda und Burundi sind geplant.  

Bau einer Ölpipeline von Uganda nach Tansania

Im April 2021 unterzeichneten die beiden Staatspräsidenten von Uganda und Tansania, Yoweri Museveni und Samia Suluhu Hassan, einen Vertrag über den Bau einer 3,5 Mrd. USD teuren, 1.443 km langen, unterirdisch verlegten und erwärmten Rohölpipeline von Uganda über Bukoba zum Hafen von Tanga in Tansania. Mit der Inbetriebnahme wird frühestens 2025 gerechnet. Die tansanische Regierung verspricht sich 10-15.000 neue Jobs. Lizenzinhaber sind vor allem die Energiekonzerne Total SA und CNOOC (China). Anteile besitzen die beiden Länder Uganda (15 %) und Tansania (5 %). Für die Verschiffung von täglich 216.000 Barrel Rohöl sollen über 600 Mill. USD in den Ausbau des nordtansanischen Hafens Tanga gesteckt werden.

Aufbau einer eigenen Bekleidungsindustrie

Im Wahlkampf 2020 hat Magufuli den Aufbau einer Bekleidungsindustrie angekündigt. Zur Verarbeitung der im Land produzierten Baumwolle sollen große Bekleidungsfabriken gebaut werden. Dies werde viele Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig den Baumwollbauern eine sichere finanzielle Perspektive bieten.

Deutliche Verbesserung der Infrastruktur

Eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur, Gewerbegebiete, Sonderwirtschaftszonen und Wirtschaftsförderung sollen dazu beitragen, dass die einheimischen Rohstoffe zukünftig auch im eigenen Land verarbeitet werden können. Ein großes Problem beim Aufbau einer eigenen Industrie ist das Fehlen ausreichend qualifizierter Fachkräfte und eine noch sehr schwache Bildungslandschaft.  

Immerhin ist die Anzahl der Schulen ist in den letzten Jahren auf 25.626 angewachsen, darunter 19.769 Grund- und 5.857 Sekundarschulen (Stand: Ende 2022).

Die Zahl der Einrichtungen im Gesundheitswesen beträgt 10.067: 7.889 Dispensaries, 1.490 Gesundheitsstationen und 688 Krankenhäuser (Stand: Ende 2022).

Auch wenn das Wachstum im vergangenen Jahrzehnt vor allem durch eine Steigerung der Produktivität im Bergbau hervorgerufen wurde, hängt gleichwohl die Wirtschaftskraft Tansanias in erster Linie von der Landwirtschaft ab, die für die Hälfte des Bruttosozialproduktes verantwortlich ist, 85 Prozent der Exporte erwirtschaftet und in der 80 Prozent der Bevölkerung ihr Auskommen findet.
 

Konstant niedrige Inflationsrate

Die jährliche Inflationsrate lag im Jahr 2021 bei 4,1 %. Als Ursache werden immer wieder hohe Energie- und Transportkosten sowie eine Verteuerung der Lebensmittel angeführt, worunter vor allem die arme Bevölkerung leidet. Zum Vergleich: 1995 lag die Inflationsrate immerhin noch bei 30 %. 

Programm für Alphabetisierung und Erwachsenenbildung

Das Erwachsenenbildungsinstitut IAE hat Mitte 2020 ein Fünf-Jahres-Programm für Alphabetisierung und Erwachsenenbildung angekündigt. Das Programm soll sich an circa 5 Millionen Menschen richten. Unter anderem sollen Kursleiter und Moderatoren ausgebildet, eine Datenbank für Erwachsenenbildung aufgebaut und Qualifikationsstandards für Erwachsenenbildungsprogramme festgelegt werden. Grundbildung sei der Schlüssel zur Beseitung der Armut im Lande. 

Schwerpunkt deutscher Entwicklungszusammenarbeit

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Anstrengungen der Industriestaaten in der Entwicklungszusammenarbeit deutlich erhöht. Tansania ist nicht nur ein Schwerpunktland deutscher Entwicklungshilfe, auch viele andere Länder sind in Tansania sehr engagiert.

Langjährige Kritik an mangelnder Korruptionsbekämpfung

Das verstärkte Engagement der Industriestaaten wurde lange auch mit den Fortschritten in der Demokratieentwicklung und im Kampf gegen Bürokratie und Korruption begründet. Im Jahr 2009 häufte sich jedoch die internationale Kritik an der wieder rapide anwachsenden Korruption im Lande. Die große Zuweisung der EU Ende 2009 ging einher mit der eindeutigen Warnung an die Regierung, die Bemühungen im Kampf gegen die Korruption wieder zu verstärken. Als die Warnung keine Erfolge zeigte, wurden die EU-Zuwendungen im Jahr 2010 erstmals drastisch gekürzt.

Im Jahr 2014 spitzte sich die Kritik der Geberländer nach einem großen Korruptionsskandal weiter zu. Ende 2014 machten die USA, Japan, Großbritannien die EU u.a. ihre weiteren Auszahlungen von einer Klärung des Skandals abhängig. Daraufhin entließ der damalige Staatschef Kikwete u.a. zwei Minister und den Generalstaatsanwalt, denen die Veruntreuung von öffentlichen Mitteln in einer Höhe von über 120 Millionen US-Dollar vorgeworfen wurde. 

Korruptionsindex: Verbesserung auf Platz 87 von 180 Ländern

Auch nach Meinung vieler Tansanier könnte der Kampf gegen die Korruption größere Fortschritte machen. Immerhin lag Tansania im Jahr 2021 beim letzten Korruptionsindex von Transparency International auf Platz 87 von 180 bewerteten Ländern. 2020 hatte Tansania noch auf Platz 94 und 2009 sogar auf Platz 126 gelegen. Dennoch hat das Land nach den Kriterien von Transparency International weiterhin ernsthafte Probleme mit der Korruption.

Internationales Ranking 'Gute Regierungsführung': Platz 83 von 104 Ländern

Beim Chandler Good Government Index (CGGI) landete Tansania im April 2021 beim Ranking zum Thema 'Gute Regierungsführung' auf Platz 83 von 104 Ländern. Die Bewertung fand vor dem Hintergrund weltweit wachsender Herausforderungen wie die Bekämpfung von Covid-19, Klimawandel, Globalisierung und digitale Transformation statt.

Der CGGI ist nach eigenen Angaben "ein Instrument, um Regierungen bei der Überwachung und dem Benchmarking ihrer Fähigkeiten zu unterstützen, Stärken und Schwächen zu identifizieren und praktische und umsetzbare Leitlinien für den Aufbau von Regierungsfähigkeiten bereitzustellen".

Wachsendes Engagement Chinas

Die Zahlungen und Kredite der europäischen und nordamerikanischen Staaten müssen zunehmend auch vor dem Hintergrund einer Offensive Chinas in Schwarzafrika und in Tansania bewertet werden. Mit Blick auf die reichen Rohstoffvorkommen finanzierte und finanziert China in Tansania zahlreiche Prestigeobjekte wie z.B. den Bau eines neuen Nationalstadions in Daressalam.

Unter den wichtigsten Exportländern Tansanias stand China im Jahr 2019 mit 8 % auf Platz 3 hinter Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bei den wichtigsten Importländern belegte China 2019 mit 34 % Platz 1 mit einem großen Abstand vor Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
 

Südlich von Bagamoyo will China im Rahmen seiner "Maritimen Seidenstraße" eigentlich mit über 10 Mrd. US-Dollar den Bau eines neuen riesigen Containerhafens und den Bau einer großen Sonderwirtschaftszone finanzieren. Über Bagamoyo soll der Zugang nicht nur ins Innere Tansanias, sondern auch zu den ebenfalls sich rapide entwickelnden Nachbarstaaten Malawi, Sambia, Ostkongo, Ruanda und Burundi erfolgen. Der Bau neuer Eisenbahnlinien und Fernstraßen ist geplant. Seit 2019 liegt das Projekt jedoch auf Eis, da Präsident Magufuli öffentlich die für ihn unakzeptablen Vertragsbedingungen anprangerte und bessere Konditionen für sein Land einfordert. Seine Nachfolgerin Samia Suluhu Hassan hatte 2021 angekündigt, in die Verhandlungen mit China neu einsteigen und bessere Konditionen für Tansania aushandeln zu wollen. Bislang aber ebenso ergebnislos wie Überlegungen, andere (westliche) Länder in das Projekt einzubinden.
 

Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie

Als Folge des rasanten Wirtschaftswachstums, des Abbaus der Bodenschätze und des erhöhten Energiebedarfs haben sich in den letzten Jahren die Konflikte zwischen Ökonomie und Ökologie verschärft. Gegenstand der Auseinandersetzung war zum Beispiel der bis Mitte 2011 geplante und nach internationalen Protesten gestoppte Bau einer Fernstraße durch die Serengeti, der zumindest vorerst gestoppte Bau einer Sodaaschefabrik am Lake Natron (der wichtigsten Brutstätte der Zwergflamingos), der gegenwärtige Bau des größten Wasserkraftwerks Afrikas im UNESCO-Weltnaturerbe Selous, Uran-Abbau ebenfalls im Selous, Ölbohrungen im ökologisch sensiblen Tanganjika-See oder der Bau der Ölpipeline von Uganda zum Hafen im nordtansanischen Tanga.

Auf der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow (COP26) forderte Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan die Entwicklungsländer auf, ihre Mittel zur Finanzierung von Maßnahmen für den Klimaschutz aufzustocken. Gleichzeitig appellierte sie an die Industriestaaten, den ärmeren Ländern bei der Finanzierung und auch beim technischen Know-how zu helfen. Beim Klimaschutz handele es sich um ein globales Problem, das auch nur global bekämpft werden könne.
 

Aktuelle Hinweise