Adam Shafi Adam, "Die Sklaverei der Gewürze"

Marino Verlag / Frederking & Thaler, München, 1997
192 S. (vergriffen)

Der Autor wurde in Sansibar geboren und lebt heute als freier Schriftsteller und Übersetzer in Dar es Salaam. 1961 kam er zu einem 2jährigen Studium nach Ostberlin. Adam Shafi Adam ist mit seinen bisher drei Romanen der bekannteste tansanische Autor in suahelischer Sprache. Seine Bücher beschäftigen sich allesamt mit Sansibar und dessen Geschichte.

Im Jahre 1997 erschien das Buch "Die Sklaverei der Gewürze" in deutscher Sprache und wurde in Deutschland im Rahmen einer Lesereise vom Autor in verschiedenen Städten vorgestellt.

Der Buchautor ist neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten Vorsitzender des Book Development Council of Tanzania, einer Dachorganisation von Tanzania Writers Association, Publisher Association of Tanzania, Tanzania Booksellers Association, Readers Association of Tanzania, Tanzania Librarian Association, Tanzania Library Service Board, Institute of Kisuaheli Research und des Suaheli Council of Tanzania.

Buchbesprechung von Wulf von Gaudecker

Der Autor läßt in seinem Werk den Leser zuerst in die erwartete Welt der Tropen eintauchen. Allerdings stammt dieses Buch, im Gegensatz zu den Projektionen über Zanzibar, von der Insel selber. So erstaunt es nicht, daß die Perspektive bald gänzlich wechselt. Der Autor hat seine Kindheit unter Palmen verbracht, für ihn sind die Gewürze alltäglich. Sein Zanzibar ist ein reeller Ort einer zuende gehenden Epoche, dem Sultanat unmittelbar vor der Revolution vom 12.1.1964.

Shafi schreibt die Geschichte der Brüche und Zusammenbrüche in dieser feudal-kolonialen Gesellschaft, die den Märchen aus 1001 Nacht nähersteht als dem Maoismus oder den Aktionen von Fidel Castro. Shafi beschwört das Orientalische herauf, um die einschneidenden Veränderungen innerhalb der Suaheli-Kultur um so dringlicher aufzeigen zu können. Denn das reale Zanzibar ist von einer Komplexität, die man anhand der exotischen Versionen nie erahnt hätte.

Am Vorabend der Revolution war Zanzibar eine multikulturelle Gesellschaft, gelähmt von Ausbeutung und Rassismus. Eine Koalition progressiver, afrikanischer Kräfte (ASP) führte seit Mitte der 50er Jahre einen politischen Kampf gegen die arabischstämmige Oligarchie. Trotz eines Gewinnes von 54% be8i den Wahlen von 1963 erhielt sie nur 35% der Parlamentssitze. Nach der Unabhängigkeitserklärung im Dezember des Jahres versuchte der Sultan die ASP zu verbieten, wichtige Mitglieder zu inhaftieren und die Polizei von Sympathisanten zu reinigen. Die Explosion des Volkszorns war blutig. In den Januarwochen 1964 sterben etwa 15.000 Menschen, überwiegend Araber.

Vor diesem Hintergrund entfaltet "Die Sklaverei der Gewürze" die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Charaktere: des Herren und Großgrundbesitzers Fouad sowie seiner Sklavin Kijakazi. Auf Fouads Plantage breitet sich die revolutionäre Agitation aus, die bald das ganze Land überschwemmen wird. Einer der aktiven Arbeiter wird von der Plantage gejagt; in einer "befreiten Zone" bereitet er sich auf seine Rückkehr vor. Die Ereignisse nehmen an Fahrt zu, bis sie sich schließlich überschlagen: das Auslösen des Aufstandes, die Kämpfe in einer heißen Nacht, die Trommelklänge der Freudentänze, die blutigen Angriffe auf Kasernen, Radio- und Polizeistationen, die Flucht des Sultans samt Hofstaat in ihren langen weißen Roben.

Kijakazi gerät zwischen die Fronten, auch in ihrer Loyalität. Sie befreit sich schließlich, indem sie mit ihrem ehemaligen Herren bricht und ein neues Leben jenseits der Sklaverei anfängt.

Shafi verdankt seinen Erfolg nicht nur der spannenden Handlung, sondern auch seiner einfachen und gleichzeitig sehr poetischen Sprache, die in Erinnerung ruft, daß auf Suaheli schon seit Jahrhunderten große Literatur geschaffen wird.